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Der Siedler, das fremde Wesen

BERLIN / TEL AVIV (inn) – Der Israeli Assaf Gavron hat den ersten Roman über die Gründung einer illegalen jüdischen Siedlung im Westjordanland geschrieben. Im Buch „Auf fremdem Land“ räumt er auch mit Vorurteilen gegenüber Siedlern auf, wie er am Dienstag bei einer Lesung in Berlin erklärte.
Assaf Gavron erhielt für sein Buch "Auf fremdem Land" den Bernstein-Preis.

„Wenn Sie ein Buch über den Siedlungsbau schreiben, bewegen Sie sich auf vermintem Gelände“, sagte Gavron bei einer Lesung im Jüdischen Museum Berlin. Auch deshalb versicherte er allen Anwesenden: „Es geht in dem Buch nicht um Politik – es ist eine Novelle!“
„Auf fremdem Land“ erzählt die Geschichte des Juden Etaniel Asis, der eigentlich nur nach einem Ort sucht, um Gemüse zu ziehen und eine Ziege zu halten. Er stellt seinen Wohnwagen im Westjordanland ab – und plötzlich kommen mehr und mehr Menschen, die just an diesem Ort leben möchten. Unabsichtlich hat Asis eine illegale Siedlung gegründet. Vom Leben in dieser Gemeinschaft erzählt Gavron, so etwa von den Brüdern Gabi und Roni. Der eine ist religiös, der andere schlicht gescheitert und auf der Suche nach einem neuen Leben. Immer wieder geraten sie aneinander, zum Beispiel als Roni Handelskontakte zu den Palästinensern in der Nachbarschaft aufbauen will. So streiten und leben die Protagonisten „auf dem Hügel“, wie das Buch im Original heißt.

Kein Verteidiger der Siedlungspolitik

Es sei kein Zufall, dass der deutsche Titel bedrohlicher klinge als der hebräische („Hagiva“), erklärte Gavron in Berlin. Dem nicht-israelischen Publikum habe er zeigen wollen, dass er kein Verteidiger der Siedlungspolitik seines Landes sei. Schon in der Recherche habe er sich bemüht, eine neutrale Position einzunehmen. Dazu sei er zwei Jahre lang immer wieder in Siedlungen im Westjordanland gereist und habe sich alles erklären und zeigen lassen. Die meisten Siedler seien neugierig gewesen und hätten ihn freundlich empfangen. „Sie sind stolz auf das, was sie da tun“, sagte Gavron. In manchen Gegenden sei er aber auch davongejagt worden.
Dennoch bemüht sich Gavron, mit Vorurteilen auf beiden Seiten aufzuräumen: „Ich sage nicht, dass das, was Sie in den Nachrichten sehen, falsch ist“, betonte er. Dennoch gebe es zum Beispiel vereinzelte Handelsbeziehungen zwischen Siedlern und Palästinensern wie in seinem Buch. Sogar Freundschaften könnten sich bilden. Doch sowohl rechte wie linke Israelis wollten das oft nicht wahrhaben. „Ich habe das Gefühl, manche Linksaktivisten wollen einfach nichts über das Leben dort wissen.“
Sein Buch ist in Israel dennoch allgemein gut aufgenommen worden – sowohl von Siedlern als auch von Linken. „Als einen von ihnen behandeln mich aber beide Seiten nicht“, stellte Gavron klar. Für eine Prestige-trächtige Auszeichnung hat es dennoch oder gerade deshalb schon gereicht: Im Oktober gewann Gavron den Bernstein-Preis für Autoren unter 50 Jahren.

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