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Der „Sheriff von Hebron“ ist tot

Mosche Levinger gehörte zu den Begründern der Siedlungsbewegung nach dem Sechs-Tage-Krieg. Für die jüdische Renaissance im Westjordanland ging er kompromisslos und gewaltbereit vor. Am Samstag ist der Rabbiner im Alter von 80 Jahren in Hebron gestorben.
Mosche Levinger, 1935-2015

Der Zeitpunkt des Todes ist symbolträchtig: Am Vorabend des Jerusalem-Tages, der an die Wiedervereinigung der Stadt im Jahr 1967 erinnert, ist Rabbi Mosche Levinger, Mitbegründer der modernen Siedlungsbewegung, nach langer Krankheit verstorben. Am Sonntag wurde er in Hebron beigesetzt, wo er Jahrzehnte lang Rabbi war.
Levinger kam 1935 in Jerusalem zur Welt. Seine Eltern waren 1933 aus Deutschland in das damalige Mandatsgebiet Palästina eingewandert. Bekannt wurde er, als er sich Ende März 1968 als Schweizer Touristen ausgab und sich während des Pessach-Festes im Hebroner Park Hotel einquartierte. Neun Monate zuvor, im Juni 1967, hatte Israel im Sechs-Tage-Krieg unter anderem das Westjordanland erobert.

Anstoß für Siedlungen

Das Ziel Levingers war es, in Hebron die jüdische Gemeinschaft wiederherzustellen, nachdem Araber die Juden 1929 von dort vertrieben hatten. Drei Jahre lang wohnte er mit Gleichgesinnten im Gebäude der israelischen Militärverwaltung. 1971 gründeten sie schließlich in der Nachbarschaft zu Hebron Kirijat Arba. Das ist dem biblischen Buch Richter zufolge der ursprüngliche Name Hebrons.
Weitere Siedlungsgründungen im Westjordanland durch seine Organisation „Gusch Emunim“ (Block der Getreuen) sollten folgen. Die Inspiration dazu lieferte Rabbi Zwi Jehuda Kook, der in der Religionsschule „Merkas HaRaw Kook“ lehrte. Wie bereits sein Vater, der die Jeschiwa gegründet hatte, nahm Kook eine göttliche Verbindung zwischen dem Land Israel und dem jüdischen Volk an. Die zionistische Bewegung und später den Staat Israel sah er als Instrument, diese Verbindung Wirklichkeit werden zu lassen.

Mann ohne Kompromisse

Levinger folgte dieser Denkhaltung und setzte sie auf kompromisslose und teils gewaltsame Weise um. 1988 feuerte er willkürlich auf palästinensische Läden und tötete dabei einen Palästinenser. Er wollte sich rächen, weil Palästinenser seinen Sohn zuvor verletzt hatten. Aktionen wie diese brachten ihm den Ruf ein, der selbsternannte „Sheriff von Hebron“ zu sein.
Israels Staatspräsident Reuven Rivlin beschrieb Levinger bei dessen Beisetzung als kompromisslosen Mann, der aber „Brüder von allen Seiten“ habe gewinnen wollen. Ähnlich äußerte sich auch der Rabbi Chaim Duckmann: „Du hast alle einbezogen. Wo wären ganze Landesteile heute ohne dich? Wie angemessen, dass wir heute um dich trauern, am Jerusalem-Tag.“ (df)

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