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Der bekannte Archäologe Bargil Pixner (81) ist tot

Am 5. April verstarb in Jerusalem der Benediktiner-Pater Bargil Pixner. Der Archäologe und Reiseleiter gehörte seit Jahrzehnten zur christlichen Szene in Jerusalem und ist vielen Israelreisenden ein Schlüssel zum Verständnis des Heiligen Landes geworden. Sein langjähriger Freund Rainer Riesner, Professor an der Universität Dortmund, schrieb den folgenden Nachruf:

Pater Bargil Pixner wurde 1921 in Meran geboren. Er wuchs unter acht Geschwistern in einem tief gläubigen Elternhaus auf. Als Theologiestudent gehörte er der katholischen Widerstandsbewegung in seiner Südtiroler Heimat an. Diese hatte sich erst gegen den italienischen Faschismus unter Mussolini gewendet. Ab der deutschen Besetzung im Jahr 1943 hatte man es mit dem Hitler-Regime zu tun. Man traf sich in kleinen Kreisen, um sich durch Gebet und Lektüre gegen die Nazi-Ideologie zu stärken.

1944 wurde Bargil Pixner – gegen das Völkerrecht – zur deutschen Wehrmacht zwangsrekrutiert. Zusammen mit anderen gelang es ihm, seine Kameraden zu überzeugen, keinen „Eid auf den Führer“ abzulegen. Das ganze Regiment verweigerte den Schwur und wurde daraufhin entwaffnet. Es war ein in der Geschichte des Dritten Reichs einmaliger Vorgang. Später wurde Pixner wegen judenfreundlicher Äußerungen in eine Strafabteilung versetzt.

Zusammen mit Freunden aus dem Widerstand gründete er die „Südtiroler Volkspartei“, die Sammelbewegung der deutschsprachigen Südtiroler. Obwohl ihm in seiner Heimat eine politische Karriere offenstand, folgte er seiner inneren Berufung. 1946 wurde Pixner zum katholischen Priester geweiht. Er ging auf die Philippinen. Dort leitete er über zehn Jahre ein Hospiz für Leprakranke. Für seine Verdienste um die einheimische Bevölkerung bekam Pixner die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten verliehen, die damals die Philippinen verwalteten. In den nächsten Jahren war er in der Seelsorge an anderen Priestern in den USA, in Frankreich und Italien eingesetzt.

1969 erfüllte sich für Pixner ein lange gehegter Traum, als er nach Israel kam. Er gehörte hier zu den Mitbegründern des Friedensdorfes Neve Schalom im Tal Ajalon. 1973 trat Pixner in die Dormitio-Abtei auf dem Berg Zion ein. Diese Benediktiner-Abtei wurde 1898 gegründet und heißt heute Abtei Hagia Maria Sion. In Form eines Studienjahres gibt es dort die einzige theologische Ausbildung, die Evangelische und Katholiken gemeinsam machen können. An der Theologischen Fakultät der Dormitio-Abtei lehrte Pixner für lange Jahre Biblische Archäologie und Topographie.

Im Auftrag des damaligen Abtes Laurentius Klein begann Pixner mit der Erforschung des Zionsberges, der den Südwesthügel des alten Jerusalems bildet. Seit 1977 wurde dort unter seiner Leitung auf dem Gelände des alten Protestantischen Friedhofs ein Tor des neutestamentlichen Jerusalem ausgegraben. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus, ein jüngerer Zeitgenosse der Apostel, nennt es das „Tor der Essener“. Es hieß so, weil dahinter die jüdische Sondergemeinschaft der Essener ein Viertel hatte. Das zeigen auch große Ritualbäder innerhalb und vor allem außerhalb der Stadtmauer. Pixner stützte seine Ansicht auch durch eine Untersuchung der geheimnisvollen Kupferrolle aus Qumran. Viele Verstecke dieses Dokuments konzentrieren sich auf den südwestlichen Stadthügel. Führende Qumran-Forscher wie Professor James H. Charlesworth von der Universität Princeton und Professor Émile Puech von der Ècole Biblique in Jerusalem haben sich Pixners Annahme von einem Essenerviertel auf dem Zionsberg angeschlossen.

Die zweite Heimat von Pixner im Heiligen Land wurde Tabgha am See Genezareth. Hier war er am Bau einer wunderschönen Kirche beteiligt. Sie steht auf den Grundmauern von Kirchen des 4. und 5. Jahrhunderts und ist im byzantinischen Baustil gehalten. Bei Tabgha erinnerte man sich an die Bergpredigt, die Speisung der Fünftausend. Besonders galt die Aufmerksamkeit Pixners der Suche nach Bethsaida, der ursprünglichen Heimat der Jünger Petrus und Andreas. Zusammen mit israelischen, amerikanischen und auch deutschen Archäologen wurden Reste aus der vorisraelitischen, der israelitischen und der hellenistisch-römischen Zeit ausgegraben.

In den entlegensten Ländern konnte man mit fremden Menschen in Kontakt kommen, weil zwei Namen eine Verbindung schufen: Jerusalem und Bargil Pixner. Er führte Bundeskanzler Helmut Kohl und Expräsident Jimmy Carter. Seine Forschungen und Führungen machten ihn auch für evangelische Christen zu einem begehrten Pilgerführer.

Trotz einer Herzschwäche hatte er noch Pläne für Ausgrabungen, Reisen und Veröffentlichungen. Am 5. April starb er überraschend in Jerusalem. Nun wirkt er durch seine Bücher weiter. Seine letzten Monate wurden durch die schlimmen Ereignisse im Heiligen Land überschattet. Oft wiederholte er seine Mahnung: „Wir müssen für den Frieden Jerusalems beten!“.

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