Auch nach einem Treffen mit dem israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak (Atzma´ut) sieht de Maizière die Lage im Nahen Osten äußerst problematisch: "Ich bin durch meine Gespräche, auch mit dem israelischen Verteidigungsminister, eher sorgenvoller als zuversichtlicher geworden." Derzeit versuche man vor allem durch Sanktionen, den Iran vom Atomkurs abzubringen. Israel zeige sich jedoch skeptisch: "Die israelische Seite glaubt nicht, dass die Sanktionen Erfolg haben."
Der Iran versuche, wesentliche Teile seines Atomprogramms tief unter die Erde zu bringen, so de Maizière weiter. Gelinge dies, erschwere es einen Militärschlag. Zudem unterschätze Israel die negativen Auswirkungen eines solchen Schlages. Er habe Barak gesagt, dass die Folgen unberechenbar seien und dass man Risiken dieser Größenordnung nicht eingehen sollte. "Deswegen haben wir als Freunde Israels von diesem Schritt dringend abgeraten."
De Maizière äußerte die Vermutung, dass ein Militärschlag dem Iran gelegen käme, um als Opfer dazustehen. Das Land sei in der arabischen Welt nicht beliebt, beanspruche dennoch eine Führungsrolle. Die Sanktionen zeigten Wirkung und Präsident Mahmud Ahmadinedschad sei innenpolitisch geschwächt. "Daraus könnte man spekulieren, dass der Iran ein Interesse daran haben könnte, zum Opfer zu werden. Denn mit dem Opfer solidarisieren sich immer viele."
Barak hatte seinen Amtskollegen am 20. März besucht. Bereits während dieses Treffens sprach de Maizière seine Bedenken gegen einen israelischen Militärschlag aus. Er mahnte Israel zu militärischer und rhetorischer Zurückhaltung. Zugleich bekräftigte er Deutschlands Solidarität mit Israel, die auch bei unterschiedlicher Einschätzung der Lage im Nahen Osten gelte.