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Das letzte Kind, das aus dem Warschauer Ghetto entkam

Als Kind musste Israel Levin um sein Leben kämpfen. Ihm gelang die Flucht aus dem Warschauer Ghetto. In einem Kibbutz fand er eine neue Heimat – und blieb dort bis zu seinem Tod Anfang der Woche.
Von Israelnetz

JAGUR (inn) – Mit elf Jahren floh er aus dem Warschauer Ghetto. Er war das letzte Kind, dem das gelang. Am Montag ist Israel Levin im Alter von 90 Jahren gestorben. Seit seiner Einwanderung lebte er im zentralisraelischen Kibbutz Jagur, wo er am Mittwoch beigesetzt wurde.

Obwohl er in seinen letzten Lebensjahren krank war, ließ Levin nicht ab, von den Erlebnissen seiner Kindheit zu erzählen: von der Flucht durch die Kanalisation, der Aufnahme durch Partisanen und der polnischen Familie, die ihn mehrere Monate versteckte. Ihre Mitglieder wurden später von der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

Die Kinder des Verstorbenen erzählten am Dienstag der Zeitung „Yediot Aharonot“: „Er pflegte zu sagen: ‚Bis zum Alter von 13 Jahren habe ich um mein Leben gekämpft, wie keiner von euch es in seinem ganzen Leben getan hat.‘ Er pflegte uns von den Gräueln zu erzählen, die er als Kind in der Scho’ah durchmachte.“

Auf den Schultern durch die Kanalisation getragen

Israels Vater Leizer gehörte zu den Anführern des Warschauer Ghettoaufstandes. Mutter und Schwester kamen in der Scho’ah um. Während der Flucht durch die Kanalisation war der damals Elfjährige das einzige Kind. „Eine Gruppe Erwachsener hob meinen Vater auf die Schultern, damit er nicht im tiefen Wasser ertrank“, sagte die Tochter Roni Sarig, eine Buchautorin.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Israel 13 Jahre alt. Er wanderte 1945 mit seinem Vater ins damalige Mandatsgebiet Palästina aus und siedelte sich im Kibbutz Jagur an. Als Leizer erblindete, stand ihm der Sohn zur Seite. Er heiratete Batja Rabinowitz, sie bekamen zwei Söhne und zwei Töchter. Doch Batja wurde krank. Ihr Ehemann habe sie jahrelang mit Hingabe gepflegt – bis zu ihrem letzten Tag, berichteten die Kinder. Nach Batjas Tod heiratete Levin eine Frau namens Ariela. Den beiden wurde ein Sohn geboren.

Der Überlebende leitete den Betrieb „Lageen Tuboplast“, der Tuben herstellt. Später wurde er Leiter der Dachorganisation für die regionalen Unternehmen der Branche in der Jesreel-Ebene. Zudem engagierte er sich in der Leitung der Gemeinschaftssiedlung und war Innensekretär der nationalen Kibbutzbewegung.

Als er 1973 im Jom-Kippur-Krieg brennende israelische Panzer sah, sagte Levin: „Einen zweiten Holocaust wird es nicht geben.“ Er wurde verwundet, floh aber aus dem Lazarett und kehrte an die Front zurück. (eh)

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