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Das jüdische Neujahrsfest, Rosch HaSchanah 5765

Mit einem Festmahl hat das jüdische Volk am Mittwochabend, am Vorabend des 1. Tischri 5765, das neue Jahr in der jüdischen Zeitrechnung begangen. „Rosch HaSchanah“, der „Jahresanfang“, ist eine Zeit der Besinnung, der Umkehr und des Neuanfangs. Die jüdische Tradition legt die Erschaffung des ersten Menschen, und damit den Geburtstag der Menschheit und der Welt, auf diesen Tag.

In der Bibel wird dieses Neujahrsfest als „Jom Tru´ah“, „Tag des Posaunenschalls“, erwähnt. Nach dem Morgengebet wird deshalb in der Synagoge das Widderhorn (Schofar) geblasen. Der Schall des Schofarhorns erinnert an die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn Isaak zu opfern (1. Mose 22,1-19).

Chassidische Juden erklären ihn auch als wortlosen Schrei aus der Tiefe des Herzens: „Für unsere Sünden haben wir keine Ausflucht, keine eigene Rechtfertigung vor Gott.“ Rabbi Schlomo Riskin aus Efrat hört im Schall des Schofarhorn auch unseren an Gott gerichteten Protest über die Unvollkommenheit der Welt.

Am Nachmittag des ersten Neujahrstages, das ist in diesem Jahr der 16. September, versammeln sich Juden in der ganzen Welt an Flüssen, Seen oder am Meer, um zu Beginn des neuen Jahres symbolisch ihre Sünden hineinzuwerfen. Im Hebräischen nennt man diese Zeremonie „Taschlich“ (vergleiche Micha 7,18-20; Psalm 103,8-13).

Der chassidische Rabbi Nachman von Bratzlav wusste, dass die Hauptfreude am Neujahrsfest eine Frucht der Buße ist, dass man neu beginnen darf. Obwohl Rosch HaSchanah und der Schall des Schofarhorns eine Ankündigung des Gerichts sind, wissen die Chassiden doch zu feiern, denn „wir werden von unserem Vater im Himmel geliebt und er möchte uns zu sich ziehen“.

An Rosch HaSchanah isst man traditionell Apfelschnitze, die in Honig getaucht werden. Das soll die Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass das neue Jahr „süß“ werden möge.

Die beiden Neujahrstage gelten in Israel als öffentliche Feiertage. Wie am Sabbat ruhen die öffentlichen Verkehrsmittel. Außerdem bleiben Geschäfte, Museen und andere Institutionen, die normalerweise am Sabbat geöffnet sind, während dieser Feiertage geschlossen.

Viele Israelis nutzen die beiden Neujahrstage zu einem Kurzurlaub, nicht zuletzt im europäischen Ausland. Tausende von Bratzlaver Chassidim pilgern in diesen Tagen nach Uman in der Ukraine zum Grab des Rabbi Nachman von Bratzlav. Dieser chassidische Rabbiner hatte seinen Anhängern befohlen, auch nach seinem Tod Rosch HaSchanah mit ihm zu verbringen.

Zum Ende des Jahres 5764 hat Israel 6,8 Millionen Einwohner, wovon 5,5 Millionen (81 Prozent) Juden sind. Damit leben rund 40 Prozent des auf weltweit auf 13 Millionen Menschen geschätzten jüdischen Volkes in Israel. 1,3 Millionen Araber haben die israelische Staatsbürgerschaft. Die 189.000 Gastarbeiter, die sich Ende 2003 in Israel aufhielten, werden von dieser Statistik nicht erfasst.

Im vergangenen Jahr kamen 22.000 Neueinwanderer in den jüdischen Staat, die Hälfte davon aus der ehemaligen Sowjetunion, 15 Prozent aus Äthiopien und neun Prozent aus Frankreich. Das ist die niedrigste Zahl von Neueinwanderern seit 14 Jahren. Dafür wurden im vergangenen Jahr 6.000 Babys mehr geboren als im vorangegangenen Jahr 5763, insgesamt hatte Israel nämlich 143.000 Geburten zu verzeichnen.

Bibeltexte: 3. Mose 23,23-25; 4. Mose 29,1-6; Nehemia 8,1-12; Psalm 81,4-5

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