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Dank für abgewehrten Pogrom

Am Purim-Fest erinnern Juden an Gottes rettendes Handeln in biblischer Zeit. Eine wichtige Rolle spielen Verkleidungen. In jüdischen Schaltjahren gibt es eine Besonderheit.
Bei den Verkleidungen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt

Alle Feste werden aufhören, aber die Purim-Tage werden bleiben. Dies stellten jüdische Bibelausleger im Midrasch Mischle zu Sprüche 9,2 fest. Dort heißt es: „Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt und ihren Tisch bereitet.“ Die Kommentatoren bezogen den Vers auf das Purim-Fest, das in diesem Jahr auf den 21. März fällt. Die ihm zugrunde liegende Geschichte erzählt das Buch Esther.

Der Jude Mordechai lebte demnach in der persischen Stadt Susa. Seine Verwandte Esther hatte die verstoßene Ehefrau von König Ahasveros, Waschti, ersetzt. In dieser Position gelang es ihr mit viel Mut, die Pläne des Judenfeindes Haman zu vereiteln: Er hatte beim König erreicht, dass die Perser möglichst viele Juden vernichten durften. Doch durch Esthers Einschreiten fiel er in Ungnade, der drohende Pogrom wurde abgewehrt.

Das Buch Esther wird am Fest aus einer Schriftrolle vorgelesen – „Megillat Esther“. Da sie als „die Rolle schlechthin“ gilt, trägt sie oft auch nur die Bezeichnung „Megilla“. Besonders Kinder, aber auch Erwachsene haben Freude daran, bei jeder namentlichen Erwähnung des Frevlers Haman möglichst viel Krach zu machen: mit Ratschen, Tuten oder anderen Lärminstrumenten. Im Babylonischen Talmud heißt es in Traktat Megilla (4a): „Frauen sind zum Lesen der Esther-Rolle verpflichtet, denn auch sie waren an diesem Wunder beteiligt.“

Der Name „Purim“ ist auf das hebräische Wort „pur“ zurückzuführen, das „Los“ bedeutet. Denn den für das Gemetzel bestimmten Tag hatte Haman durch das Los ermittelt. Dieses fiel auf den 13. Tag des Monats Adar. Durch einen neuen Erlass des Königs wurden die Juden ermächtigt, sich gegen ihre Angreifer zu wehren. In Erinnerung an diese Errettung vor der Vernichtung feiern Juden bis heute am 14. Adar das Purim-Fest.

Gott für persönliche Wunder danken

Nach der Überlieferung war das Jahr, in dem sich das Wunder ereignete, ein Schaltjahr. Der jüdische Kalender richtet sich nach dem Mond. Damit jedoch die Feste in den dazu passenden Jahreszeiten gefeiert werden, gibt es alle zwei bis drei Jahre einen Schaltmonat, um die Differenz zum Sonnenjahr auszugleichen. In Schaltjahren haben Juden einen zweiten Monat Adar, also Adar I und Adar II. Das Purim-Fest feiern sie im zweiten Adar, weil sich die im Esther-Buch geschilderten Vorgänge in diesem Monat ereignet haben.

Doch auch dem 14. Tag des Adar I, der in diesem Jahr auf den 19. Februar fiel, kommt eine besondere Bedeutung zu: Dieser Tag trägt den Namen „Purim Katan“ – kleines Purim. Er ist dem Gedenken an Wunder gewidmet, die Menschen persönlich mit Gott erlebt haben. „Der eine war einmal schwer krank und wurde trotz erschütternder Diagnose vollständig geheilt. Der andere entging um ein Haar einem Crash auf der Autobahn. Jemand hatte große Komplikationen bei der Geburt eines Kindes, und trotzdem ist alles gut ausgegangen“, schreibt Rabbi Elischa Portnoy in der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“. „Solche Listen kann man unendlich lang fortsetzen. Und gerade bei solchen Ereignissen erkennen wir sehr deutlich, wie wir auf G’tt angewiesen sind und wie viel Dank wir Ihm für unsere Existenz schulden.“

Einen Tag vor dem Fest, am 13. Adar, fasten viele Juden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Esther hatte nämlich, bevor sie mit ihrem Anliegen vor den persischen König trat, mit ihren Gefährtinnen gefastet und gebetet. Dadurch wollte sie sich auf ihre schwere Aufgabe vorbereiten.

Am Tag nach Purim wird das Fest in allen Städten gefeiert, die seit der Zeit Josuas eine Stadtmauer hatten, dazu gehört auch Jerusalem. Denn in diesen Städten mussten sich die Juden einen Tag länger gegen ihre Verfolger verteidigen und konnten deshalb erst später feiern. Der alternative Feiertag, in diesem Jahr der 22. März, heißt „Schuschan Purim“ – „Purim von Susa“.

Verkleidungen im Mittelpunkt

Eine wichtige Rolle beim Fest spielt das Verkleiden. Aus diesem Grund erinnert Purim ein wenig an Karneval oder Fasching. Viele Mädchen wählen dafür Esther, aber es gibt neben biblischen Gestalten auch Polizisten, Fantasiefiguren der Kinderliteratur oder Skelette.

Jungen verkleiden sich gerne als Polizisten Foto: Israelnetz/mh
Jungen verkleiden sich gerne als Polizisten

Zu den Purim-Bräuchen gehört es vor allem in ultra-orthodoxen Kreisen, möglichst viel Wein zu trinken. Der Feiernde solle nicht mehr unterscheiden können zwischen „Gesegnet sei Mordechai“ und „Verflucht sei Haman“. Eine beliebte Süßspeise sind die sogenannten „Hamantaschen“ oder „Hamansohren“. Das dreieckige Gebäck besteht aus Mürbeteig. Es kann unterschiedliche Füllungen enthalten, etwa aus Mohn, Datteln, Pflaumenmus oder Schokolade.

Juden in Israel oder in der Diaspora zogen und ziehen am Purim-Fest immer auch aktuelle Vergleiche zur Verfolgung während der Nazizeit oder zu Pogromen. Aus der biblischen Darstellung schöpfen sie die Hoffnung, Gott möge sie in der heutigen Zeit vor Unheil bewahren.

Um etwaige Anschläge während des Festes zu verhindern, hat die Armee die Palästinensergebiete bis Samstagnacht abgeriegelt. Die israelischen Sicherheitskräfte sind in erhöhter Alarmbereitschaft.

Von: Elisabeth Hausen

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