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„Dan David-Preis“ für Wiki-Gründer Wales

TEL AVIV (inn) – Der Mitbegründer von Wikipedia, Jimmy Wales, hat in Tel Aviv den „Dan David-Preis“ für „Förderung der Menschlichkeit“ erhalten. Im Interview mit der „Jerusalem Post“ fordert er mehr Neutralität für Berichte über den israelisch-palästinensischen Konflikt.
Der Mitbegründer von Wikipedia, Jimmy Wales, wünscht sich mehr Neutralität in den Berichten über den israelisch-palästinensischen Konflikt.
Wales erhielt den Preis in der Kategorie „Gegenwart“ für Informationsrevolution. Der Preis dient dazu, Ansehen und Finanzierung in Bereichen zu fördern, die der Menschlichkeit dienen. Wales sei der Meinung, das gesamte menschliche Wissen solle kostenlos online zur Verfügung stehen, schreibt die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Er sei überzeugt, dass er die Mittel habe, um unterdrückten Gemeinschaften zur Freiheit zu verhelfen und um in Konflikten Brücken zu bauen. In einem Interview mit der Zeitung sagte er, am meisten Sorgen bereite ihm die derzeitige Lage in Russland. Dortige Gesetze diskriminierten Homosexuelle und Informationen über Drogen seien nicht verfügbar. „Wenn man die Seite, die das Rauchen von Marihuana erklärt, auf Wikipedia sperrt, hat man höchstwahrscheinlich ein großes Problem“, sagte er. Diese Art von Politik sei auf lange Sicht nicht wirksam. Auch mit China habe seine Organisation große Probleme gehabt. Für viele Jahre sei Wikipedia dort komplett gesperrt gewesen. Einige Seiten seien immer noch nicht erreichbar.

Wales: Leser muss eigenes Urteil fällen

Wales beschrieb die Wikipedia-Gemeinschaft als einen Ort, an dem Menschen ihre Streitigkeiten „durch das Material in produktiver Weise“ diskutierten. „Die Mehrheit der Weltbevölkerung sind nette Menschen, die keine schrecklichen Dinge tun würden“, sagte er. Wikipedia sei deshalb ein Ort, wo dieser Teil der Menschheit dominiere. Hieraus könne die Lehre gezogen werden, dass Zusammenarbeit und gutes Benehmen möglich sind. Etwa 85 Prozent der Editoren bei Wikipedia seien wohlhabende, gebildete Männer ähnlicher ethnischer Herkunft. Die Gemeinschaft sei besonders für „clevere Computerfreaks“ attraktiv. Das führe natürlich zu einer gewissen Einseitigkeit, gestand Wales ein. Das zeige sich auch an den Inhalten, die bei Wikipedia verfügbar seien. „Wenn du ein 26-jähriger Computerfreak bist, Single, ohne Kinder, ist dein Interesse an frühkindlicher Entwicklung sehr gering.“ Deshalb gebe es zum Beispiel zu diesem Thema wenige Einträge. „Vielfalt achten wir daher sehr hoch“, sagte der 48-Jährige. Auf Wikipedia schätze er die Neutralität, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur „Jewish Telegraph Agency“ (JTA). Gerade bei Themen, die den israelisch-palästinensischen Konflikt beträfen, sei es wichtig, so viele Fakten wie möglich anzubieten, um Vorurteile abzuwehren. Jede Seite müsse präsentiert und das anschließende Urteil dem Leser überlassen werden. Er ist außerdem der Meinung, Menschen sollten nicht danach beurteilt werden, was eine Google-Suche über sie ergibt. Die Menschen würden mehr und mehr verstehen, dass „ein idiotischer Moment auf Twitter“ nicht das komplette Leben zerstören dürfe. Wales bezog sich dabei auf eine PR-Managerin, die wegen eines verfänglichen Witzes auf Twitter ihren Job verlor. Weil er sich zudem für den Zugang zu Informationen in unterdrückenden Regimen einsetze, habe er die „Jimmy Wales Stiftung für Meinungsfreiheit“ gegründet. Anlass war ein Preis, den ihm der Herrscher von Dubai verliehen habe. „Den konnte ich nicht guten Gewissens annehmen, aber ich konnte ihn auch nicht zurückgeben, weil es dort sehr unterdrückend ist.“Der mit einer Million Dollar dotierte „Dan David-Preis“ wird jährlich an der Universität Tel Aviv in den Kategorien Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für herausragende Beiträge in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Kultur oder Sozialwesen vergeben. (sz)

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