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Dahlan kritisiert Fatah

RAMALLA (inn) – Der frühere palästinensische Minister für Innere Sicherheit, Mohammed Dahlan, hat die Fatah-Partei von PLO-Chef Jasser Arafat scharf kritisiert. Die palästinensischen Führer dürften nicht untätig in der Mukata herumsitzen und sich beschweren, sagte Dahlan der ägyptischen Zeitung „Al-Ahram al-Arabi“.

„Niemand herrscht heute in der Fatah, und es gibt keine klaren Apparate, die die Organisation leiten“, so der Palästinenser. „Arafat hat zwar in allem, was geschieht, das letzte Wort. Aber das Problem ist: auch wenn er, oder der Zentralausschuss der Fatah, eine klare Politik in dem Gebiet führen kann, veranlassen sie nicht einmal, dass solch eine Politik erzwungen wird.“ Viele bemühten sich nicht, ihre Familien in die Autonomiegebiete zu bringen. Stattdessen mieteten sie Häuser im Ausland.

Dahlan rechnet nicht mit Reformen. Nach seiner Ansicht genießen einige Mitglieder des Fatah-Zentralausschusses diesen Zustand. Der ehemalige Minister kritisierte auch, dass 15 Prozent vom Lohn der Beamten und Polizisten gestohlen würden. In die Regierung würden Verwandte der politischen Führer berufen – oder Palästinenser, die eine entsprechende Geldsumme zahlen.

Mit Kritik an Arafat selbst hielt sich Dahlan hingegen zurück. Der PLO-Chef sei weiterhin ein Symbol und ein Führer. Seine Hauptauseinandersetzungen habe er nicht mit Arafat, sondern mit „Leuten aus dessen Umgebung“ gehabt.

Nach Dahlans Angaben hatte die palästinensische Führung mit der Ernennung von Mahmud Abbas (Abu Masen) zum Premierminister beschlossen, gegen ihn zu arbeiten. „Ich will nicht sagen, dass Arafat das entschieden hat“, sagte der Palästinenser. „Aber die Leute in seiner Umgebung haben gegen ihn agiert.“ Wenn die palästinensische Führung Abbas‘ Regierung unterstützt und die zeitweilige Feuerpause („Hudna“) eingehalten hätten, wären die Hamas-Führer Scheich Ahmed Jassin und Abdel Asis Rantisi noch am Leben, vermutet Dahlan.

Den einseitigen Trennungsplan von Israels Premierminister Ariel Scharon befürwortet der Palästinenser. Er meine nicht „wie ein Teil der Führer, dass es sich um einen internationalen hinterlistigen Plan gegen die Palästinenser handle“, so Dahlan. „Die Palästinensische Autonomiebehörde muss sich auf die Herrschaft im Gazastreifen vorbereiten, und vor allem auf dem Gebiet der Sicherheit, wenn Scharon sich zurückzieht.“

Dahlan sieht derzeit keinen israelischen Verhandlungspartner, aber „die palästinensische Seite muss Apparate einrichten. Wir müssen Wege initiieren und erfinden, um den Prozess voranzubringen, statt in der Mukata zu sitzen und uns beschweren. Eine solche Beschwerde hört kein Mensch. Ehrlich gesagt, es ist nicht Aufgabe der Führung, die Toten und Verletzten zu zählen. Sie muss dieses Blutvergießen aufhalten.“

Der ehemalige Minister sprach sich gegen den bewaffneten Kampf gegen Israel aus: „Nach dem 11. September war ich gegen eine Fortsetzung dieser Art von Widerstand, und ich vertrete diese Ansicht immer noch.“

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