JERUSALEM (inn) – Auf einer Jerusalemer Hauptstraße waren vor kurzem ungewöhnliche Straßenschilder zu sehen: „Cohanim bitte nur links fahren“ war darauf zu lesen. Cohanim, Nachkommen der priesterlichen Familie, ist nach jüdischem Gesetz jede Berührung mit Toten verboten – unter der Straße wurde jedoch ein Grab gefunden.
Die Straßenschilder wurden aufgestellt, nachdem Bauarbeiter unter dem rechten Teil des Jerusalemer „Highway Nr. 1“ eine Grabkammer entdeckt hatten. Noch ist unklar, ob es sich um ein jüdisches Grab handelt. Da es den Cohanim verboten ist, Wege zu begehen, unter denen sich jüdische Grabstätten befinden, wurden sie sicherheitshalber angewiesen, nur noch die linke Fahrspur zu benutzen. Diese Anweisung genügte allerdings dem religiösen Gerichtshof der Haredim (ultra-orthodoxe Juden) nicht und er ließ den betroffenen Abschnitt der Straße ganz für die Cohanim sperren.
Die Straße führt von den nördlichen Stadtteilen Jerusalems zur Klagemauer und wird von vielen religiösen Juden benutzt. Das absolute Verbot durch den Gerichtshof stößt bei einigen Juden auf Unverständnis. „Soweit ich weiß, gibt es kein anderes Grab unter der Straße, den Cohanim sollte deshalb gestattet werden, auf der linken Spur zu fahren“, so Rabbi Shmuel Rabinowitz. Er habe sich beim Gerichtshof der Haredim über die Anordnung beschwert, da viele Juden deshalb nicht mehr mit dem Bus zur Klagemauer kommen könnten.
Anstatt die Straße für Cohanim zu sperren, könnte nach Abschluß der Bauarbeiten ein Hügel mit einem Hohlraum auf dem Straßenabschnitt über dem Grab geschaffen werden. Dann dürften nach jüdischem Gesetz auch die Cohanim die Stelle passieren, so der Rabbi.
Nach jüdischer Überlieferung stammen alle Juden mit dem Nachnamen Cohen (Mehrzahl Cohanim) von Aaron, dem Bruder des Mose ab. Sie haben vor mehr als 2000 Jahren als Priester im Tempel gedient. Cohanim haben besondere Reinheitsgebote zu berücksichtigen, sie dürfen nicht mit Toten in Berührung kommen, da dies als unrein gilt.