PARIS (inn) – Der französische Präsident Jacques Chirac hat Syrien als „Bedrohung für die Stabilität der Nahost-Region“ bezeichnet. Bei einem Treffen mit Israels Premier Ariel Scharon am Mittwoch im Elysee-Palast lobte er zudem den geplanten Rückzug aus dem Gazastreifen.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, stand die Lage in Syrien und dem Libanon im Mittelpunkt der zweieinhalbstündigen Gespräche. Scharon bat die Franzosen, ihren Einfluss im Libanon zu nutzen, um Zusammenstöße an der israelischen Nordgrenze zu verhindern. Der Iran könne die radikal-islamische Hisbollah dazu bringen, gegen Israel zu agieren.
Chirac entgegnete, die libanesische Regierung kontrolliere die Terrorgruppe nicht. „Wir glauben auch nicht, dass der Iran an einer Eskalation interessiert ist, sondern eher Syrien.“ Schließlich sei der Iran gerade an internationalen Gesprächen über sein Atomprogramm beteiligt.
Nach Angaben von israelischen Teilnehmern wurden die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern nur am Rande erwähnt. Wie zuvor verabredet, vermieden die Franzosen kontroverse Themen, wie den Siedlungsbau im Westjordanland, den Verlauf des Sicherheitszaunes oder die Zeit nach dem Rückzug.
Lob für Scharon
Chirac lobte Scharon, weil er sich mit dem Trennungsplan gegen Mitglieder seiner Likud-Partei gestellt hat: „Wir kennen Ihre Situation innerhalb Ihrer Partei, und das hat unsere Bewunderung für Ihren politischen Mut gesteigert.“ Der israelische Premier sagte darauf: „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass eine Abkopplung gut für Israel sein würde, und ich werde sie am 15. August durchführen. Sie müssen allerdings wissen, dass unsere Reaktion äußerst hart sein wird, wenn die Palästinenser während des Abzugs auf uns feuern.“
„Abbas stärken“
Der französische Präsident forderte Scharon auf, Palästinenserführer Mahmud Abbas zu stärken, gerade jetzt, wo die Beliebtheit der radikal-islamischen Hamas zunehme. Die US-Regierung habe ihn gebeten, bei diesem Gespräch das Thema einer Stärkung der „wehrlosen“ PA-Sicherheitskräfte anzusprechen. Israel solle zulassen, dass Frankreich die Sicherheitsleute mit Munition ausstatte.
Scharon hatte diese Bitte bereits vor einigen Tagen von US-Außenministerin Condoleezza Rice gehört und wies sie erneut zurück: „Am Samstag ist ein israelisches Ehepaar ermordet worden. Einer der Angreifer trug eine palästinensische Polizeiuniform. Warum sollten wir ihnen Munition geben? Sie haben reichlich Munition. Vielleicht nicht (Innenminister) Nasser Jussef, aber lassen Sie sie an anderen Orten (Munition) einsammeln.“
Abbas habe 60.000 bewaffnete Männer, „aber die meisten sind illoyal und gehorchen ihm nicht“, fügte Scharon hinzu. „Er kann mit 5.000 bis 10.000 loyalen Soldaten auskommen.“ Hier stimmte ihm Chirac zu.