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Charlotte Knobloch: Mehr Anti-Israel-Stimmung durch Libanon-Krieg

MÜNCHEN (inn) – Israels Krieg gegen die Hisbollah hat in Deutschland zu einer Verstärkung von anti-jüdischen und anti-israelischen Ressentiments geführt. Diese Meinung vertrat die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, in einem Interview mit „Spiegel-online“.

„Ich sehe eine absolute Anti-Stimmung gegen Juden und den Staat Israel“, so Knobloch. „Bei Demonstrationen werden hier etwa Plakate durch die Straßen getragen, auf denen steht: ‚Israel – Kindermörder‘. Die Polizei zieht diese Parolen nicht ein und jene Menschen, die sich mit dem Thema nur am Rande oder gar nicht befassen, die werden dann negativ beeinflusst. Das sind die Grundlagen dieser Anti-Stimmung.“ Auch während der Organisation eines Benefizkonzert erreichten sie antisemitische Briefe.

Sie warf Politikern der linken Parteien wie etwa Oskar Lafontaine vor, durch ihre Äußerungen Ressentiments gegen Juden zu verstärken: „Die Linksfraktion ist nicht sonderlich sachlich in der Beurteilung der Katastrophe in Nahost. Auch die SPD-Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zähle ich dazu. Diese Leute unterstützen noch die Anti-Stimmung gegen die Juden in Deutschland. Ich habe das noch nie in dieser Form erlebt. Das ist eine neue Qualität. Diese Anti-Stimmung ist jetzt stärker in der Öffentlichkeit wahrnehmbar als früher. Sie ist in alle Kreise und Schichten eingedrungen.“

Die Tatsache, dass erstmals deutsche Soldaten im Nahen Osten eingesetzt werden sollen, wertet Knobloch vor allem als Zäsur im Staate Israel und nicht in der deutschen Politik: „Ich war sehr überrascht von der Entscheidung der israelischen Regierung, Deutschland um diese militärische Beteiligung zu bitten. Und das war sicher keine Entscheidung per Schnellschuss. Deshalb ist die Zäsur in Israel viel größer als jene in Deutschland.“

Da es um Frieden im Nahen Osten ginge, müsse sie „über ihren eigenen Schatten springen“ und den deutschen Einsatz befürworten.

Eine „Normalisierung“ sehe sie jedoch „auf keinen Fall“. „Die deutsche Regierung ist unter politischem und militärischem Zugzwang. Nachdem Israel an die deutsche Regierung herangetreten ist, ist natürlich Deutschland gefordert, über diese Bitte zu entscheiden.“

Auf die Frage „Wird die Waffenruhe halten?“ sagte Knobloch: „Die israelische Regierung hat es mit Partnern zu tun, die nicht immer das erfüllen, was sie zusagen. Ich blicke skeptisch, aber voller Hoffnungen in die Zukunft.“ Das ganze Interview finden Sie auf Spiegel-Online.

Die 73-jährige Charlotte Knobloch ist seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Am 7. Juni 2006 wurde sie einstimmig zur Nachfolgerin des verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, berufen.

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