"Die Bundesregierung sieht diese jüngsten Auseinandersetzungen zwischen der Türkei und Israel mit großer Sorge", sagte Westerwelle laut der Nachrichtenagentur dpa im polnischen Ostseebad Sopot. "Und wir rufen alle Beteiligten auf, hier keine neuen Verschärfungen ins Spiel zu bringen, sondern auf Entspannung und Gesprächsfähigkeit hinzuarbeiten."
Es habe eine "unabhängige und transparente Untersuchung" gegeben, so Westerwelle weiter. "Diese Ergebnisse sollten ernst genommen werden, selbst wenn sie dem einen oder anderen in bestimmten Aspekten nicht gefallen." Er habe bei einem Treffen der EU-Außenminister in Sopot auch dem dort anwesenden türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu seine Meinung gesagt.
Israels Premier sagte auf der wöchentlichen Kabinettssitzung am Sonntag, die UN-Kommission habe bei ihren Untersuchungen das festgestellt, was Israel von Anfang an wusste: "Dass der Staat Israel das volle Grundrecht hat, sich selbst zu verteidigen". "Wir brauchen uns nicht für die Tatsache zu entschuldigen, dass Marinekommandos ihre Leben gegen Angriffe von gewalttätigen IHT-Aktivisten verteidigt haben. Wir brauchen uns nicht für die Tatsache zu entschuldigen, dass wir gehandelt haben, um den Waffenschmuggel an die Hamas zu stoppen, eine Terror-Organisation, die bereits mehr als 10.000 Raketen und Granaten auf unsere Zivilisten gefeuert hat. Wir brauchen uns nicht für die Tatsache zu entschuldigen, dass wir gehandelt haben, um unser Volk zu beschützen, unsere Kinder und unsere Gemeinden."
Er hoffe, dass ein Weg gefunden werde, um die Unstimmigkeiten mit der Türkei zu überwinden. Israel habe nie eine Verschlechterung seiner Beziehungen zur Türkei gewollt und sei auch jetzt nicht daran interessiert, so Netanjahu weiter.
Türkei will vor Internationalen Gerichtshof ziehen
Die türkische Regierung kündigte unterdessen an, die Rechtmäßigkeit der von Israel verhängten Blockade des Gazastreifens vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag prüfen zu lassen. Ankara hatte nach Bekanntwerden des sogenannten Palmer-Berichtes, des UN-Berichtes zur Erstürmung der Gaza-Flottille Ende Mai 2010, alle Militärabkommen mit Israel auf Eis gelegt und den israelischen Botschafter ausgewiesen.
Der Türkei wird in dem Report mitgeteilt, dass die Flottille "nicht hätte stattfinden dürfen". Während der Bericht Israel wegen "exzessiver Gewalt" beim Entern des Schiffes "Mavi Marmara" rügt, seien "ernste Fragen" zu den Organisatoren der Flotte und der Gewaltbereitschaft einiger ihrer Teilnehmer aufgekommen. Israel wird zudem bestätigt, gemäß internationalem Recht gehandelt zu haben, während die Türkei einer unnötigen Provokation bezichtigt wird