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Bundespräsident Köhler in Israel

JERUSALEM (inn) – Bundespräsident Horst Köhler ist zu einem viertägigen Staatsbesuch in Israel eingetroffen. Höhepunkt wird seine Rede vor der Knesset sein, die er trotz Proteste einzelner israelischer Politiker auf Deutsch abhalten wird.

Anlass der Reise Köhlers ist das 40-jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Dazu wird es im Mai weitere Feierlichkeiten in beiden Ländern geben. Israels Staatspräsident Mosche Katzav hat den Bundespräsidenten am Dienstagmittag begrüßt; im Verlauf des Tages wird Köhler auch mit Premierminister Ariel Scharon zusammenkommen. Auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wird eine wichtige Station auf seiner Reise sein.

Im Voraus hatten einige israelische Abgeordnete angekündigt, die Knesset-Sitzung am Mittwoch zu boykottieren, da Köhler dort seine Rede auf Deutsch halten will. Gesundheitsminister Dan Naveh hatte seine Haltung mit den Worten begründet: „Solange noch Holocaust-Überlebende unter uns leben, sollte die deutsche Sprache nicht in der Knesset gesprochen werden.“ Köhler antwortete darauf gegenüber Journalisten: „Ich weiß nicht, was ich an ihrer Stelle fühlen würde. Aber da es ein Staatsbesuch ist, und ich vom Knesset-Sprecher eingeladen wurde, wäre es angebracht, dass ich auf Deutsch rede.“

Der israelische Botschafter in Berlin, Shimon Stein, verteidigte Köhlers Vorhaben und sagte, dies sei keineswegs eine Provokation, und Deutsch sei nun einmal die Sprache der Deutschen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zitierte bei der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus vergangene Woche den Liedermacher Wolf Biermann: „Die wirkliche Sprache der Mörder ist nicht Deutsch. Die wirkliche Sprache der Mörder ist der Mord.“ Köhlers Vorgänger Johannes Rau hatte im Jahr 2000 erstmals auf Deutsch vor der Knesset gesprochen.

Die „Jerusalem Post“ schrieb in einem Kommentar zum Köhler-Besuch, es sei Zeit für die Israelis, „Stereotypen hinter sich zu lassen und zu verstehen, dass die jetzige Generation deutscher Politiker unschuldig ist an den Verbrechen der Nazis“. Köhlers Eltern wurden aufgrund des Hitler-Stalin-Pakt von 1939 aus Moldawien vertrieben und mussten nach Polen auswandern, wo er 1943 geboren wurde. Gleichzeitig weist der Kolumnist aber auch auf die jüngste Studie der Universität Bielefeld hin, der zufolge zwei Drittel der Deutschen glauben, dass die Israelis den Palästinensern das antäten, was Nazis Juden angetan haben. Auch verurteile Deutschland im Zuge der EU-Politik seit vier Jahren Israel häufig, während sich Israel gegen den Terror im Land verteidige.

Gegenüber der „Jerusalem Post“ sagte Köhler Ende Januar: „Während wir Schulter an Schulter mit Israel stehen, ist es klar, dass Deutschland mit Israel nicht in allem übereinstimmt“. Es gebe ein „überwältigendes Potential für den Ausbau der deutsch-israelischen Beziehung“, so Köhler. In Bezug auf seine Rede vor der Knesset sagte er: „Ich hoffe, ich verletze nicht die Gefühle der Menschen.“ Er habe vollstes Einfühlungsvermögen und sei voller Demut.

Köhler hat Israel bereits 1999 als Präsident der Europäischen Zentralbank besucht. Außenminister Joschka Fischer will im März nach Israel kommen. Der israelische Staatspräsident Katzav wird zu einem Gegegenbesuch im Mai in Deutschland erwartet.

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