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Britischer Boykott israelischer Akademiker

LONDON (inn) – Die britische „Nationale Vereinigung von Lehrern in der höheren Bildung“ hat am Montag einen Boykott israelischer Akademiker beschlossen. Der Aufruf löste nicht nur in Israel eine Welle des Protestes aus.

Die „National Association of Teachers in Further and Higher Education“ (NATFHE) ist eine der größten britischen akademischen Vereinigungen. Ihr gehören 69.000 Mitglieder an. Sie werden aufgefordert, die Zusammenarbeit mit israelischen Akademikern abzulehnen, wenn diese sich nicht von der „diskriminierenden Politik“ des Staates Israel distanzieren.

In der Erklärung heißt es: „Die Konferenz stellt die anhaltende Apartheid-Politik fest, dazu gehören der Bau der Ausgrenzungsmauer und die diskriminierenden Praktiken in der Ausbildung.“ Für den Entschluss, Israel auf akademischem Gebiet zu boykottieren, stimmten am Montag 106 Mitglieder, 71 waren dagegen, 21 enthielten sich.

Der Boykott wird nur für drei Tage gelten, denn für Donnerstag, den 1. Juni, ist eine Verschmelzung der NATFHE mit der britischen „Vereinigung der Hochschullehrer“, einer kleineren Organisation, geplant. Wie der Sprecher der NATFHE, Trevor Phillips, laut einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“ sagte, sei der Boykott-Beschluss nicht bindend für die neue Vereinigung. Dieser werden dann 100.000 Mitglieder angehören.

„Die NATFHE isoliert sich selbst“

Mehrere Politiker und Akademiker aus Israel und Großbritannien verurteilten den Boykott scharf. „In der ganzen Welt ist diese Entscheidung als ein Akt der offenen Diskriminierung abgelehnt worden“, sagte Israels Botschafter in Großbritannien, Zvi Hefetz. „Beim Versuch, den Dialog und die Koexistenz im Nahen Osten zu fördern, ist ein akademischer Boykott Israels extrem kontraproduktiv. Damit isoliert sich die NATFHE eher selbst, als dass sie israelische Akademiker isoliert, die bei der internationalen Zusammenarbeit und in der Forschung stets ganz weit vorne mit dabei sind und auch mit palästinensischen Universitäten und anderen Institutionen in der arabischen Welt zusammenarbeiten.“

Auch Lord David Triesman, Parlamentarischer Staatssekretär im britischen Außenministerium, drückte sein Bedauern über die Entscheidung aus: „Wir glauben, dass solche akademischen Boykotte kontraproduktiv und rückwärtsgewandt sind. Dialoge und die akademische Zusammenarbeit können viel mehr erreichen“.

Der Präsident der Universität Haifa, Aaron Ben-Se´ev, sagte: „Jeder Versuch, Politik mit der Forschung zu verbinden, ist reinster McCarthyiarismus. Unsere Universität wird weiter mit Kollegen in Israel, Großbritannien und anderswo zusammenarbeiten, um das Prinzip der akademischen Unabhängigkeit zu wahren.“

Kritisch äußerte sich auch die israelische Bildungsministerin Juli Tamir. Sie werde britische Akademiker nach Israel einladen und ihnen zeigen, dass der Boykott falsch sei, sagte sie am Montag. Die Organisation „Akademische Freunde Israels in Großbritannien“ verurteilte den Boykott mit den Worten: „Dies bringt lediglich die NATFHE in Misskredit und macht sie lächerlich.“

Der Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Akademische Freiheit an der
Bar-Ilan-Universität, Josef Jeschurun, vertrat die Meinung, die Befürworter des Boykotts hätten keinen detaillierten Einblick in den israelisch-palästinensischen Konflikt. Ebenso sei ihnen unbekannt, wie unterschiedlich die politischen Meinungen an den israelischen Universitäten seien.

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