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Boykott gegen Israels Wissenschaftler – Forschungsberichte „unerwünscht“

LONDON (inn) – Im April dieses Jahres haben vor allem britische Wissenschaftler damit begonnen, den Nahostkonflikt auch auf akademischem Boden auszutragen – seit mehr als acht Monaten boykottieren sie israelische Hochschulen und Forschungsinstitute. Der Boykott zieht jetzt immer größere Kreise – immer häufiger werden Forschungsberichte aus Israel von europäischen Wissenschaftlern als „unerwünscht“ zurückgesandt.

Israelische Akademiker versenden jedes Jahr rund 7.000 Forschungsberichte ins Ausland. Erstmals wurden jetzt solche Berichte ungelesen zurückgesandt, meldet die Tageszeitung „Jerusalem Post“ am Montag.

Begonnen hatte der Boykott mit einem Aufruf des britischen Akademikers und Evolutionsbiologen Steven Rose und dessen Ehefrau. Beide hatten sich im April mit einem Brief an die britische Zeitung „The Guardian“ gewandt, der von mehr als 120 weiteren Akademikern unterschrieben war. Darin forderten sie einen Abbruch der europäisch-israelischen Wissenschafts- und Kulturbeziehungen. Sie wollen damit gegen die Politik von Israels Premierminister Ariel Sharon protestieren.

Doch es gibt auch Gegenstimmen: In einem Bericht der Berliner Tageszeitung „Die Welt“ vom Montag heißt es: „Der große Biochemiker, Professor Raymond Dwek, findet es absurd, daß man eine ganze Gemeinde von Wissenschaftlern anprangert, obwohl es gerade in ihren Reihen viele Kritiker und offene Gegner von Sharons politischer Haltung gibt. Gerade in dieser unruhigen Zeit ist es wichtig, daß sich Männer und Frauen der Wissenschaft auf beiden Seiten in ihrer Zusammenarbeit nicht stören lassen sollten.“

In dem Artikel wird zudem darauf hingewiesen, daß die Zusammenarbeit israelischer und arabischer Forscher trotz des Konfliktes nicht leidet. In der Universität von Be´er Sheva beispielsweise arbeiten Israelis und Araber zusammen auf den Gebieten von Nahrungsmittel- und Wüstenforschung. Israelische Krankenhäuser stehen arabischen Patienten jederzeit offen, schreibt „Die Welt“. Die „Jerusalem Post“ berichtet von mehr als 33 Forschungsprojekten der Universität, an denen auch Wissenschaftler aus den palästinensischen Autonomiegebieten, Jordanien oder arabischen Staaten aus Nordafrika beteiligt seien.

In einer am Montag veröffentlichten Glosse der „Welt“ von Matthias Kamann heißt es: „In Frage zu stellen ist vielmehr, ob die Unterzeichner des Boykottaufrufes besitzen, was zur Grundausstattung jedes Wissenschaftlers gehört: Differenzierungsvermögen. Hätten sie das, würden sie merken, daß es einen kategorialen Unterschied gibt zwischen der Kritik an Militäraktionen und der Pflicht westlicher Demokratien zur Unterstützung einer Demokratie, die von Mördern bedroht wird.“

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