Boxer und Auschwitz-Überlebender verstorben

TEL AVIV (inn) - Der jüdische Boxer Salamo Arouch ist am Sonntag im Alter von 86 verstorben. Er hatte Ausschwitz überlebt, in dem er an Boxkämpfen teilnahm, die von Nazi-Offizieren veranstaltet wurden.

Arouch wurde im Jahr 1923 in Thessaloniki geboren. Schon als Kind begann er mit dem Boxen. Im Alter von 17 Jahren wurde er Balkan-Meister, berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“. Im Jahr 1941 nahmen die Deutschen die griechische Stadt ein, zwei Jahre später wurden von dort 50.000 Juden nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Die meisten, die mit ihm deportiert wurden, starben in Gaskammern. Rund 11.000 der Deportierten wurden in Arbeitslager geschickt, darunter auch Arouch.

In einem Interview im „People Magazin“ im Jahr 1990 erzählte Arouch von einer Begegnung mit einem Griechen. „‚ Wo sind die anderen?'“, fragte ich ihn. Er sagte: ‚Sie sind tot. Alle vergast und verbrannt.‘ Wir dachten, er ist verrückt.“ Kurze Zeit später wurden Arouch die Haare abrasiert, die Kleider weggenommen, und die Nationalsozialisten tätowierten ihm eine Nummer auf den Arm. Eines Tages fragte ein SS-Offizier, wer im Lager boxen könne. Freunde von Arouch, die von seinem Talent wussten, schoben ihn zu dem Offizier. Der fragte ihn, ob er bereit wäre, jetzt zu boxen.

„Kämpfen, bis einer zusammenbricht“

„Ich hatte Angst. Ich war erschöpft, weil ich die ganze Nacht wachgelegen und nichts gegessen hatte. Aber ich sagte ja“, so Arouch. Noch in dieser Nacht trug er seinen ersten Kampf aus – gegen einen anderen Häftling. Dies war der Beginn von 200 Kämpfen. „Wir kämpften, bis einer zusammenbrach oder sie (die Nazis) keine Lust mehr hatten zuzusehen. Aber sie gingen in der Regel erst dann, wenn Blut floss.“ Als Preis für gewonnene Kämpfe erhielt er einen Laib Brot, den er mit anderen Inhaftierten teilte.

Auf Grund seiner Sonderrolle im Lager durfte er in der Küche arbeiten. Das Boxen erleichterte ihm das Überleben, bis er im Jahr 1945 in das Lager Bergen-Belsen deportiert wurde. Dort arbeitete er als Zwangsarbeiter, bis das lager befreit wurde. Nach dem Krieg heiratete er eine Frau, die ebenfalls aus Thessaloniki stammte: Martha. Mit ihr ging er noch im Jahr 1945 nach Palästina. Dort wurde er Geschäftsmann, boxte aber trotzdem regelmäßig.

„Er erlebte seine Geschichte zweimal“

Weltweit bekannt wurde er durch den 1989 veröffentlichten Film „Triumph of the Spirit“, dessen Handlung an sein Leben angelehnt ist. Die Hauptrolle spielte Willem Dafoe, der unter anderem auch in „Spiderman“ und „The Aviator“ mitspielte.

„Salomo kehrte nach dem Krieg in das ehemalige Konzentrationslager zurück, weil er den Filmemachern helfen sollte“, sagte Martha Arouch gegenüber „Ha´aretz“. „Er verbrachte dort drei Monate und erlebte dort seine Geschichte noch einmal mit den Schauspielern. Er gab ihnen Ratschläge und zeigte ihnen, wie sie boxen müssen. Er war glücklich darüber, dass etwas von ihm weiterleben würde, wenn er einmal stirbt.“

Die Tochter des Ehepaars, Dalia Gonen, sagte gegenüber „Ha´aretz“, dass ihre Mutter, „die auch in Auschwitz war und deren Geschichte auch Eingang in den Film gefunden hat, ihren Ehemann die letzten 15 Jahre wegen der Folgen eines Schlaganfalls pflegte. Bevor er krank wurde, besuchte er Schulen und Armeebasen, um dort seine Geschichte zu erzählen. Nach der Veröffentlichung des Films traf er sich mit bekannten Boxern wie Mike Tyson und Mohammed Ali.“

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