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Blinde Photographen stellten Werke in Israel aus

JERUSALEM (inn) – Die „Bezalel Akademie für Kunst und Design“ der Hebräischen Universität hat in Jerusalem die Werke blinder Photographen gezeigt. Das Konzept stammt aus Japan und war auch in Israel ein so großer Erfolg, dass die Ausstellung wiederholt werden soll.

Die 50-jährige Ricki Fritsch sitzt öfters in Bussen und photographiert die Welt um sich herum. Dabei hält sie die Kamera vor ihren Kopf. Fritsch ist eine von neun blinden Photographen, deren Bilder in einer Ausstellung in Jerusalem zu sehen waren. „Wenn die Leute meine Photos sehen, sind sie stolz auf mich“, sagt die Frau, die von Geburt an blind ist. „Sie können nicht glauben, dass ich diese Bilder geschossen habe.“

Die Veranstalter wollen durch die Ausstellung deutlich machen, was es heißt, blind zu sein, erklären sie gegenüber der Nachrichtenagentur „Associated Press“. „Wenn wir uns die Dinge ansehen, die sie fotografieren wollten, öffnet das einen Blick in ihre Welt“, sagt Iris Schinar, eine der Organisatoren.

Manche der ausgestellten Fotos sind unscharf. Andere zeigen keine kompletten Gesichter. Aber alle verraten etwas über einen Augenblick im Leben des blinden Photographen. Auf einem Bild ist eine abgedunkelte Wohnung zu sehen, auf einem anderen das unscharfe Gesicht des Photographen in einem verschnörkelten Spiegel.

Schinar und ihr befreundeter Photograph Kfir Sivan wurden von einer jährlichen Ausstellung blinder Photographen in Tokio inspiriert. Sie beschlossen, etwas ähnliches in Israel zu beginnen. Nun hoffen sie, dass derartige Ausstellungen auch in anderen Ländern ins Leben gerufen werden. Weltweit gibt es mehrere Gruppen, in denen sich Photographen zusammengeschlossen haben, die teilweise blind sind oder eine andere Behinderung haben. Dass die ausstellenden Photographen jedoch vollständig blind sind, ist neu und selten, sagt Shirley Britton von der Gesellschaft behinderter Photographen in Großbritannien.

Um sich ein Bild von der Arbeit zu machen, verbanden sich Schinar und Sivan zunächst die Augen und machten Photos. Die beste Methode war offenbar, die Kamera vor den Kopf zu halten wie ein drittes Auge. Dann fanden sie im Zentrum für Blinde in Herzlija freiwillige Tester. Sie übten seit März vergangenen Jahres, mit einer Kamera umzugehen und lernten Grundlegendes über Photographie.

Gerald Pryor, Chef der Photographie-Abteilung der New York University, zeigte sich begeistert: „Blinde sehen die Welt mit ihrem Körper“, sagt er. „Sie nehmen sie ganz anders wahr, und diese Welt können sie in Photographien festhalten.“

Fritsch ist in vielen Bussen Israels mittlerweile bekannt, viele kennen ihren Namen. Ein Fahrgast fragte sie sogar, ob sie für ihn auf einer Party in einem Pflegeheim die Photos machen könne. „Zuerst fand ich es schon sehr seltsam“, sagt die 18-jährige Schira Jehskia, deren Großvater ebenfalls blind ist. „Aber ich finde es mittlerweile richtig gut, dass blinde Menschen Dinge tun, die für sie ungewöhnlich sind.“

Die Ausstellung ging am Dienstag zuende. Drei Wochen lang waren die Ausstellungsräume dicht gefüllt. Schinar will die Ausstellungsreihe fortführen, sagt sie. Die Fotos sind weiterhin online zu sehen unter www.theblindphotographer.com.

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