Es gebe zwei Formen der Delegitimierung, sagte Blair laut einem Bericht der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Die eine sei „traditionell, offensichtlich und, aus bestimmten Kreisen, zu erwarten“. Sie komme von denjenigen, die offen Israels Existenzrecht in Frage stellten. Mit ihren Vertretern wie dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad könne man leichter umgehen, „weil es so klar ist“.
Die zweite Form sei hingegen schädlicher und schwerer zu erkennen. „Beim Thema Delegitimierung geht es nicht nur um eine offenkundige Leugnung von Israels Existenzrecht. Es geht um die Förderung von Vorurteilen, indem man Israel keinen eigenen Standpunkt zugesteht, auf den gehört werden sollte.“ Blair fügte hinzu: „Ein fortdauerndes Gespräch, das ich mit einigen, aber beileibe nicht mit allen meinen europäischen Kollegen führe, befasst sich damit, dass sie Israel keine Richtlinien auferlegen sollten, bei denen ihnen nicht im Traum einfiele, sie ihren eigenen Regierungen oder ihren eigenen Ländern aufzuerlegen.“
Die beste Antwort auf die Vorurteile liegt nach Ansicht des Nahostgesandten „in Israels Charakter selbst, in der Offenheit, Aufrichtigkeit und Kreativität der Israelis“. Er rate ihnen, jenen Geist zu bewahren.
Die israelisch-palästinensischen Verhandlungen unter der Regierung Olmert „haben eine äußerst wichtige Rolle dabei gespielt, der Welt zu zeigen, dass sie akzeptieren muss, dass Israels Regierung wirklich nach Frieden strebt“, so Blair. Die bevorstehende Wiederaufnahme der direkten Gespräche zeige, dass Ehud Olmerts Nachfolger Netanjahu ein „Anwalt des Friedens“ sei.
„Israel ist bei garantierter Sicherheit bereit für Palästinenserstaat“
Blair soll in der kommenden Woche an den neuen direkten Gesprächen in Washington teilnehmen. „Ich weiß, dass manche bezüglich des Prozesses zynisch sind“, sagte er den Teilnehmern der Konferenz. „Ich weiß, dass manche sagen, es geht nur um die Show. Ich lehne diese Auffassung ab. Ich denke, dass Israel, wenn es echte und effektive Garantien für seine Sicherheit erhalten kann, bereit ist, Verhandlungen über einen lebensfähigen unabhängigen palästinensischen Staat abzuschließen. Dass er sich an den Verhandlungen beteiligen will, ist eine mutige und richtige Entscheidung des Premierministers.“
Gleichzeitig forderte Blair Israel dazu auf, sich mit legitimer Kritik auseinander zu setzen. Dazu gehöre der Vorwurf, dass mehr getan werden könne, um das tägliche Leben der Palästinenser zu verbessern. Dies würde Kritikern, vor allem in den arabischen Medien, den Wind aus den Segeln nehmen. In diesem Zusammenhang sprach der frühere Premierminister auch das in der arabischen Welt sehr wichtige Thema der Würde an: „Im Einklang mit der Sicherheit sollte Israel beständig nach Wegen der Entschädigung für die Demütigung suchen, die manchmal eine unvermeidliche Folge von Sicherheitsmaßnahmen ist. Es sollte danach streben, jegliche unnötige Demütigung zu vermeiden.“
Das so genannte Nahostquartett setzt sich aus der UNO, der EU, den USA und Russland zusammen. Es will die direkten Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern begleiten.