„Ich weiß es wirklich nicht. Ich finde, sie sollten meinen Vorschlag annehmen. Was ist falsch an der Vorstellung, dass die arabische Welt Israel als den Nationalstaat des jüdischen Volkes anerkennen sollte – bei gleichberechtigter Staatsbürgerschaft für die Minderheiten im Land. Was ist falsch an der Vorstellung, dass der Palästinenserstaat neben Israel kein militarisierter Staat sein soll, der Israel bedrohen könnte? Wer wirklich Interesse am Frieden hat, hat keinen Grund, meine Vorschläge abzulehnen“, so Netanjahu auf die Frage, warum seine Anregungen zur Zweistaatenlösung bei der arabischen Welt auf Ablehnung stießen.
Zwei Staaten für zwei Völker müsse auch die Bejahung zum jüdischen Staat seitens der arabischen Welt einschließen, forderte Netanjahu weiter. Bislang habe sich die Palästinensische Autonomiebehörde nicht genug von der terroristischen Taktik der Hamas distanziert. Die gemäßigten Kräfte bei den Palästinensern hätten sich weder durchgesetzt, noch „klargemacht, dass sie Israel als ständige und rechtmäßige Verkörperung des jüdischen Staates im Herzen des Nahen Ostens anerkennen“.
„Wer Leid erfahren hat, verspürt das Verlangen nach Frieden“
In dem Interview wurde Netanjahu auch auf den Tod seines Bruders Jonathan angesprochen, der 1976 bei der Befreiung israelischer Geiseln in Entebbe ums Leben kam. Er sehe dadurch jedoch keine Schwierigkeiten für die Verhandlungen mit den Palästinensern, so der Premier. „Das israelische Volk hofft inständig auf den Frieden, weil wir die Folgen des Krieges kennen und unter ihnen leiden. Wer das Leid am eigenen Leibe erfahren hat, verspürt verstärkt das Verlangen, Frieden zu schaffen.“
Von Europa erhofft sich Netanjahu die Befürwortung eines entmilitarisierten Palästinenserstaates. Als „Freunde des Friedens“ sollten sich die europäischen Regierungen mit diesem Grundsatz einverstanden erklären.
Lob für deutsch-israelische Freundschaft
In dem Gespräch lobte Netanjahu die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel und die Bemühungen der Bundesregierung um „einen echten und dauerhaften Frieden“. Er schätze Bundeskanzlerin Angela Merkel sehr und erkenne „ihre eindeutige Haltung gegen den Antisemitismus und gegen die vom Iran ausgehenden Äußerungen und politischen Strategien an“. Merkel zähle zu den „wirklich zuverlässigen Freunden Israels“.
Werbung für wirtschaftlichen Frieden
Netanjahu warb außerdem für sein Programm eines politischen und wirtschaftlichen Friedens. Durch die Errichtung von Wirtschaftszonen und touristischen Attraktionen in den Palästinensergebieten könnten Tausende Arbeitsplätze geschaffen werden. Dadurch eröffne sich für vor allem für junge Palästinenser eine Zukunft, gleichzeitig könnten Bande zwischen Israel und seinen Nachbarn geknüpft werden. Dies würde sich positiv auf den Frieden auswirken, da dadurch die radikalen Kräfte geschwächt und die moderaten gestärkt würden. „Deutschland könnte an der Umsetzung dieses wirtschaftlichen Friedens mitwirken“, so der israelische Premier.