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Bibelgespräch in der Knesset

In der Knesset halten erstmals Christen und Juden ein gemeinsames Bibelgespräch ab. Die Tochter eines Schindler-Juden verweist dabei auf die besondere Rolle eines Jesaja-Kapitels.
Rabbi Glick (M., mit Israel-Krawatte) freut sich über die neue Esther-Rolle

JERUSALEM (inn) – Zum ersten Mal ist am Dienstagabend ein Bibelgespräch zwischen Juden und Christen in der Knesset geführt worden. Dazu eingeladen hatten der geistliche Berater von US-Präsident Donald Trump, Jim Garlow, der „Ausschuss für christliche Verbündete“ in der Knesset, die Schindler-Gesellschaft sowie „Israel365“. Anlass war eine Reise nach Israel von Trumps geistlichen Beratern.

Als Gastgeber des Bibelgesprächs diente Rabbi Jehuda Glick (Likud), der dem Ausschuss für die Ermutigung des Bibelstudiums im israelischen Parlament vorsteht. Der „Ausschuss für christliche Verbündete“ in der Knesset ist eine Arbeitsgruppe für Beziehungen zu christlichen Freunden Israels. Er will direkte Kommunikationswege und eine Zusammenarbeit des israelischen Parlaments mit christlichen Führungspersönlichkeiten aus aller Welt weiterentwickeln. Damit soll die gemeinsame Geschichte, die Judentum und Christentum mit dem Land Israel verbindet, gewürdigt werden. Vorsitzender ist Robert Ilatov (Israel Beitenu).

Die Schindler-Gesellschaft ist von Rosemary Schindler Garlow und ihrem Mann Jim gegründet worden. Dieser ist Pastor in der „Skyline-Kirche“ in Kalifornien. Schindler Garlow ist eine Verwandte von Oskar Schindler. Die Gruppe von Christen hält fortlaufend Bibelgesprächsgruppen im Kongress der USA sowie der Vereinten Nationen ab. Da das Ehepaar Garlow nicht persönlich anwesend sein konnte, übersandten die beiden Amerikaner Grüße in einer Videobotschaft: „Wir stehen zu Israel, weil uns die Bibel sagt, dass Gott uns segnet, wenn wir Israel segnen. Weil es sein Plan ist, die Juden zurück in ihre Heimat zu bringen, unterstützen wir Gottes wunderbaren Plan. Wir Christen sind hier, um zu hören, nicht um zu führen. Wir sind Lernende.“

Die Initiative „Israel365“ steht unter der Leitung von Rabbi Tuly Weisz und setzt sich für ein stärkeres Miteinander zwischen Juden und den Nationen ein.

„Revolution des Bibelstudiums“

Den Auftakt zum Bibelstudium bildete der Knessetabgeordnete Glick mit Gedanken zum Psalm 27. Viel zu häufig vergäßen Bibelleser, dass der Aufbau in den Psalmen eine wichtige Rolle spiele. Es handele sich um Poesie. Während der Psalmbeter sich im ersten Teil von Psalm 27 vollkommen sicher über die Existenz und Güte Gottes sei, spreche er ihn im zweiten Teil direkt an. „Das ist wie im Leben. In unserem Leben gibt es Phasen, da sind wir uns ganz sicher, dass Gott da ist und uns hält. Und dann gibt es Phasen, wo wir Gott in den Ohren liegen, sich zu uns zu wenden und sich uns zu zeigen.“ Glick weist auf den hebräischen Urtext hin: „Der Psalm beginnt mit dem Wort HERR, also Adonai, und er endet mit dem Wort HERR, Adonai. Wie unsere Umstände auch sind – in all dem ist wichtig, dass wir uns in ihm geborgen wissen.“

Rabbi Weisz wies in seinem Beitrag darauf hin, dass die „Revolution des Bibelstudiums bereits vor langer Zeit in der Bibel selbst angekündigt“ worden sei. Basierend auf Jesaja 2 zeigte er, dass die Torasowohl dem jüdischen Volk als auch der ganzen Welt gehöre: „Gott gab den Juden die Tora, damit diese sie an die Völker weitergeben. Das ist das erste Mal in der Bibel, dass wir sehen: Die Tora wird Juden und Nicht-Juden zusammenbringen und die Grundlage der Einheit aller Völker werden.“

Weisz nutzte die Gelegenheit, um die bevorstehende Hardcover-Ausgabe seiner englisch-hebräischen Israel-Bibel anzukündigen. Die Bibel möchte die Besonderheit der Beziehung zwischen dem Land und dem Volk Israels und Gottes ewiger ungebrochener Liebe zu ihm deutlich machen. Daher sind alle Orte, mit denen Israel und Jerusalem bezeichnet werden, besonders hervorgehoben.

„Wir haben ein gemeinsames Buch“

Für einen kurzen Wortbeitrag kamen auch die Parlamentsabgeordneten Ilatov und Sharren Haskel (Likud). In seinem Grußwort machte Ilatov deutlich: „Die Bibel ist die Grundlage der Grundlage. Wir mögen unterschiedliche Religionen haben, aber wir haben ein gemeinsames Buch.“ Er dankte Glick, dass dieser sich unermüdlich für den Dialog zwischen den Religionen einsetze. An die Besucher gewandt, sagte er: „Ich spreche heute Hebräisch zu meinen christlichen Freunden, denn eines Tages werden wir alle Hebräisch sprechen.“

Haskel sagte: „Wir sehen heute, wie die Bibel sich nach und nach verwirklicht, eingeschlossen die Wiederbelebung der hebräischen Sprache.“ Sie selbst empfinde es als Vorrecht, in der modernen Knesset zu sitzen und aus dem alten Buch so aktuelle Erkenntnisse zu lernen. „Daran, dass wir heute hier gemeinsam sitzen, sehen wir, wie die Bibel sich vor unseren Augen erfüllt. Deshalb war es mir wichtig, heute hierher zu kommen.“

Das wichtigste Kapitel der Bibel

Für die Schindler-Gesellschaft war Zlila Bau-Cohen gekommen, die Tochter von Josef Bau, einem der Überlebenden, die Oskar Schindler im Holocaust gerettet hatte. „Bereits in den 50er Jahren hat mein Vater mir gesagt, dass eines Tages die Nationen nach Israel und Jerusalem kommen würden, um die Tora zu lernen.“ Bau-Cohen war ihre Aufregung abzuspüren, als sie den Gästen erzählte: „Damals sagte mein Vater, dass Jesaja 2 vielleicht das wichtigste Kapitel der Bibel ist. Heute sehe ich, dass er recht hat. Und es rührt mich wirklich.“

Glick lud die Gäste ein, Jesaja 2,3 unter der Leitung von Rabbiner Elan Adler zu singen: „Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.“

Ein besonderes Geschenk hatte sich die Initiative „Israel365“ für den Gastgeber Glick ausgedacht: „Weil wir uns aktuell im jüdischen Monat Adar befinden und da traditionell das Purimfest gefeiert wird, an dem die Esther-Rolle gelesen wird, möchten wir Ihnen eine Esther-Rolle schenken.“ Glick freute sich sichtlich und bat die versammelten Gäste, für ein Foto mit der Rolle zusammenzukommen.

Von: mh

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