NABLUS (inn) – Bewaffnete Palästinenser haben am Dienstagabend ein Rockkonzert in Nablus gewaltsam unterbrochen. Nach dem Tod vieler palästinensischer „Märtyrer“ sei nicht die Zeit für Feiern und Tanzen, begründeten sie ihren Protest gegen die Veranstaltung.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, gaben die Palästinenser Schüsse in die Luft ab. Dadurch verzögerte sich der Auftritt des palästinensischen Rocksängers Amman Hassan um 45 Minuten. Etwa 1.500 Fans aus dem ganzen Westjordanland waren in die An-Nadschah-Universität gekommen, um den in der arabischen Welt bekannten Musiker zu hören.
Einer der Bewaffneten, die den Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden angehören, sagte: „Dies ist nicht die Zeit, um solche Parties in Nablus abzuhalten. Wir haben viele Märtyrer und viele Freunde verloren, und so etwas passt nicht für Nablus.“ Die Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden sind eine Untergruppe der Fatah-Bewegung von PLO-Chef Mahmud Abbas.
Zudem hielten etwa 20 Palästinenser, die sich selbst als Mitglieder der radikal-islamischen Hamas bezeichneten, Plakate mit der Aufschrift: „Tanzt nicht auf unserem Blut.“
Nach dem Konzert kam es zu einer Schlägerei zwischen Gegnern und Befürwortern der Veranstaltung. Sie bewarfen sich gegenseitig mit Stühlen. Verletzt wurde niemand.
Palästinensische Polizisten machten dem Bericht zufolge keine Anstalten, die Bewaffneten festzunehmen. Sie versuchten lediglich, sie zu beruhigen.
Als der Sänger Hassan die Bühne erreichte, begann er seinen Auftritt mit dem Lied „Heiliges Jerusalem“ – dadurch wollte er die Bewaffneten beschwichtigen. Auch die folgenden Stücke hatten meist politische Inhalte. Er beendete das Konzert um einiges früher als geplant und gab auch keine Zugaben. Der Sänger stammt aus der Stadt Salfit in der Nähe von Nablus (Sichem).
„Ich bin deprimiert“, sagte ein 21-jähriger Konzertbesucher aus der Autonomiestadt Kalkilija. „Ich bin gekommen, um zu tanzen und zu singen, und plötzlich umstellten Bewaffnete die Universität.“ Er fügte hinzu: „Diese Leute sind Verbrecher. Sie sind Lügner.“
Hassan war in den vergangenen Tagen ohne Zwischenfälle in Ramallah und Bethlehem aufgetreten. In Nablus sollte das Konzert ein Marktfest eröffnen, das ein wenig Normalität in die Stadt bringen sollte.