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Bericht: Mossad-Agenten mit deutscher Identität

BERLIN / JERUSALEM (inn) – Der Bundesnachrichtendienst (BND) stellt Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad deutsche Pässe aus, wenn sie in den Ländern des Nahen Ostens im Einsatz sind. Diese Pässe beziehen sich auf Identitäten tatsächlich lebender Personen, die nichts davon wissen und Deutschland wahrscheinlich nicht verlassen.

Dies geht aus dem Bericht eines ehemaligen ranghohen BND-Mitarbeiters hervor. Wie er gegenüber dem Deutschen Depeschendienst (ddp) sagte, benutzen die Mossad-Agenten die deutschen Reisedokumente derzeit etwa bei Einsätzen im Iran. Die Israelis bereiten demnach mögliche Luftangriffe auf iranische Ziele vor. Die Regierung in Teheran fordert einerseits die Auslöschung Israels und will andererseits offenbar Atomsprengköpfe herstellen. Israel hat angesichts dessen Angriffe auf iranische Atom-Anlagen ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

„Mitarbeiter des Mossad bekommen für solche Einsätze zunehmend auch deutsche Legenden“, sagte der ehemalige BND-Mitarbeiter. Dabei habe der BND keinen Einfluss darauf, bei welchen geheimdienstlichen Operationen der Mossad deutsche Dokumente einsetze. Die Ursprünge dieser Praxis gingen auf den BND-Gründer Reinhard Gehlen zurück, so der Informant. In den 90er Jahren nutzte der Mossad meist Reisepässe aus Kanada und Neuseeland für geheime Aktionen „auf feindlichem Gebiet“. Dann seien jedoch mehrere Aktionen mit illegal erworbenen Papieren anderer befreundeter Staaten öffentlich bekannt geworden, und die Verwendung deutscher Pässe „stieg sprunghaft an“.

Doppelgänger im Nahen Osten

Die Papiere (Ausweise, Führerscheine und Geburtsurkunden) seien Duplikate von Deutschen, die mit großer Wahrscheinlichkeit nie ihre Heimat verlassen werden. Diese Personen haben von der „Zweitverwertung ihrer Identität keine Kenntnis“. Die Verwendung von Duplikaten falle nicht auf, weil die betroffenen Deutschen sorgsam ausgesucht würden und „Kerneuropa nie verlassen“. Mit solchen Ausweisen könnten Mitarbeiter des Mossad im Einsatzgebiet „lange Zeit unverdächtig arbeiten“, sagte der ehemalige BND-Mitarbeiter weiter.

Früher habe der Mossad Identitäten Verstorbener benutzt; dies sei im Computerzeitalter mit einem schnellen Datenaustausch weltweit „nicht mehr möglich“.

Ob die Parlamentarische Kontrollkommission (PKK) des Bundestages über diese Fälle informiert wird, ist laut dem „Kölner Stadtanzeiger“ nicht bekannt.

Der BND gab sich zu dem Bericht bedeckt: „Natürlich gibt es eine Kooperation auch mit dem Mossad. Aber zu irgendwelchen Dokumenten, die da möglicherweise weitergegeben werden, nehmen wir keine Stellung“, sagte ein Sprecher der Behörde.

Die Berichte deutscher Medien über die vermeintlichen Vorgänge sorgen derzeit auch in Israel für Schlagzeilen.

Außenminister sagt Israel-Besuch ab

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte einen für Donnerstag geplanten Besuch in Israel ab. Die Opposition im Bundestag hatte verlangt, dass er wegen der derzeitigen Debatte um die Beteiligung des BND an der US-Aufklärung im Irak in Deutschland bleibe. Steinmeier sollte einen Israel-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel vorbereiten, der in anderthalb Wochen stattfinden sollte.

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