JERUSALEM (inn) – Israel und Syrien tauschen sich im Geheimen über ein Abkommen aus, bei dem Israel bereit wäre, die Golanhöhen an das Nachbarland abzugeben. Dies berichtet die israelische Tageszeitung „Jediot Aharonot“.
Demnach sandte Israels Premier Ehud Olmert über deutsche und türkische Diplomaten eine Nachricht an Syriens Präsidenten Baschar Assad. Israel sei bereit für direkte Friedensgespräche und stelle die Abgabe des Golan in Aussicht, hieß es darin, so die Zeitung am Freitag.
Olmert stellte an Syrien bislang die Bedingung, die Unterstützung für die Hisbollah-Miliz und den Terror sowie die engen Beziehungen zum Iran aufzugeben. Die Zeitung berichtet weiter, dass US-Präsident George W. Bush Olmert vor einem Monat grünes Licht gegeben habe, mit Syrien Friedensverhandlungen aufzunehmen. Am 19. Juni will Olmert Bush im Weißen Haus treffen.
Am 17. Juni will Olmert in New York mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sprechen. Wie ein Vertreter der israelischen Regierung mitteilte, will Israel die UNO jedoch trotz der derzeitigen Spannungen zu Syrien nicht um eine Ausweitung des UN-Mandats im Golan bitten. Das Mandat der „United Nations Disengagement Observer Force“ (UNDOF) verlängert sich automatisch alle sechs Monate. Es gebe keinen Grund, dies zu ändern, hieß es aus Jerusalem. Die UNDOF besteht aus 1.200 Soldaten aus Österreich, Kanada, Indien, Polen, Slowakei und Japan.
Ein syrischer Diplomat dementierte in London, dass es Friedensverhandlungen mit Israel gebe. In Damaskus sei keine israelische Einladung zu Verhandlungen eingegangen, sagte er laut einem Bericht des israelischen Rundfunks.
Der israelische Minister für Wohnungsbau, Meir Schitrit, erklärte, er werde eine syrische Herrschaft über den Golan akzeptieren können, wenn Syrien das Land Israel für die nächsten 20 Jahre verpachte. „Wenn sich abzeichnet, dass es echten Frieden geben könnte, dann ist das wichtiger als die Golanhöhen“, sagte Schitrit.
Fast jeder Zweite gegen Golan-Rückzug
Israel eroberte die Golanhöhen 1967 im Sechs-Tage-Krieg und annektierte sie 1981. Der Vorschlag, die Golanhöhen wieder abzugeben, ist sehr unpopulär in Israel. Sie sind einerseits wichtige Quelle für Trinkwasser, ein beliebter Touristenmagnet und Anbaugebiet von Wein; andererseits ist der hoch gelegene Landstrich aus strategischen Gründen für Israel wichtig.
Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes „Teleseker“ ergab, sind nur 10 Prozent der Israelis für einen Rückzug aus dem Golan. 40 Prozent sähen lieber nur einen teilweisen Rückzug, und 44 Prozent sprachen sich explizit gegen jeden Rückzug aus dem Golan aus. Die Umfrage zeigte außerdem, dass 74 Prozent der Israelis trotz eines möglichen Friedensabkommens dem syrischen Präsidenten Assad nicht trauen. Die Forscher befragten im Auftrag der Tageszeitung „Ma´ariv“ 500 Israelis. Die Fehlerquote wurde mit 4,5 Prozent angegeben.