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Bei Tageslicht spinnefeind – Stammtischbrüder bei Nacht

Heuchelei wirft der palästinensisch-israelische Journalist Chaled Abu Toameh der Palästinensischen Autonomieführung (PA) vor. Tagsüber agierten und redeten die Palästinenserführer, als hätten sie nie einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnet. Nachts sei dies ganz anders, wenn sie mit ihren israelischen Pendants in vornehmen Restaurants dinieren. Dank ihrer VIP-Ausweise des israelischen Verteidigungsministeriums können viele hohe PA-Vertreter in Israel frei herumreisen - im Gegensatz zu ihren "Untertanen".

In der internationalen Öffentlichkeit prangern die Palästinenser Israel als Okkupationsmacht an, die ihnen ihre Rechte verwehrt, ihr Land raubt, Unschuldige verhaftet und ermordet und wie wild Siedlungen baut. Gleichzeitig treffen sich, laut Abu Toameh, palästinensische Machthaber mit Vertretern des israelischen Sicherheitsapparates und beraten gemeinsame Maßnahmen. Und kürzlich traf sich der palästinensische Handelsminister Bassem Chury mit dem israelischen Minister Silvan Schalom, wurde deshalb scharf kritisiert und trat zurück.

So habe die Fatah-Partei im Januar während der israelischen Militäroperation in Gaza den „zionistischen Feind“ mit wertvollen Informationen über Hamas-Aktivisten und militärische Objekte versehen. Die PA bemühte sich, Israel zu überzeugen, den Krieg und das Bombardement des Gazastreifens bis zur Kapitulation der Islamisten fortzuführen. Groß sei die Enttäuschung dann – nicht zuletzt bei Palästinenserpräsident Mahmud Abbas – gewesen, dass „Hamastan“ überlebte.

Nach Krieg: Klagen gegen Gesprächspartner

Sobald die Waffen schwiegen und ein politischer Machtwechsel in Gaza außer Reichweite war, verklagten dieselben Palästinenserführer ihre israelischen Partner der „Kriegsverbrechen“, die sie selber eingefordert hatten. PA-Vertreter verlangten, dass ihre prominenten israelischen Gesprächspartner, darunter Verteidigungsminister Ehud Barak, vom internationalen Gerichtshof in Den Haag als Kriegsverbrecher abgeurteilt werden sollten. In Großbritannien gar versuchten palästinensische Anwälte, einen Haftbefehl gegen Barak und andere hohe israelische Offiziere durchzusetzen. Einige dieser israelischen „Kriegsverbrecher“ sind dafür verantwortlich, dass ihre prominenten palästinensischen Verhandlungspartner und deren Familien in Israel kostenlos medizinisch versorgt werden – woran ein Normalbürger der Palästinensischen Autonomie auch in seinen kühnsten Träumen nicht zu denken wagt.

Abu Toameh bemängelt zudem, dass die PA zwar den Goldstone-Report vor die Generalversammlung bringen wolle – gleichzeitig aber mehr als 1.000 Hamas-Sympathisanten ohne Gerichtsverfahren in ihren Gefängnissen festhalte. Dass mit dem Goldstone-Report eine rote Linie Israels berührt wurde, zeigt die Bemerkung Benjamin Netanjahus während der Kabinettssitzung zwischen Jom Kippur und Laubhüttenfest: „Es wäre ein Todesstoß für den Friedensprozess, wenn Israels Recht auf Selbstverteidigung bestritten wird“. Weiter sagte Netanjahu, dass in einem solchen Fall die Räumung der Straßensperren im Westjordanland, die wirtschaftliche Hilfe und andere Unterstützung der Autonomiebehörde nicht mehr fortgeführt werden könnten.

Jeder, der heute mit offenen Augen durch Ostjerusalem und die palästinensischen Autonomiegebiete fährt, spürt die Spannung, sieht brennende Autoreifen und Steinewerfer. Dass von islamisch-arabischer Seite massiv und teilweise mit offensichtlichen Lügen geschürt wurde, wird vergessen, wenn Blut fließt und die Situation zur dritten Intifada eskaliert. Dann ist allen klar, dass wieder einmal der siedlungswütige Judenstaat erntet, was er selbst gesät hat – ein Gedanke, der vielen viel zu sympathisch ist, als dass man ihn der Wirklichkeit opfern könnte.

Übrigens: Die tatsächliche Ursache ist wieder einmal der Aufruf arabischer Führer, die islamischen Heiligen Stätten in Jerusalem gegen die Vernichtungswut der Juden zu schützen. Dieses Argument wurde vor der Existenz eines jüdischen Staates in den zwanziger Jahren vom Großmufti Hadsch Amin el-Hussaini benutzt, um muslimische Massen gegen Juden aufzuhetzen. 1929 führte das zum großen Pogrom gegen Juden in Hebron und dem Ende der kontinuierlichen 3.000-jährigen jüdischen Anwesenheit in der Stadt Abrahams. In neuerer Zeit benutzte Jasser Arafat das gleiche Motiv, um die zweite Intifada auszulösen und anzuheizen. Sie wird „El-Aksa-Intifada“ genannt, nach der Moschee auf dem Tempelberg, die vermeintlich die Juden zerstören wollen, um an ihrer Stelle ihren alten Tempel wieder neu zu errichten.

Bauboom und Raketen strafen Gejammer Lügen

Tatsache ist auch, dass das offizielle Gejammer vom wirtschaftlichen Niedergang in offensichtlichem Widerspruch steht zu dem Bauboom, den jeder Besucher in Hebron, Bethlehem, Ramallah, Nablus oder Dschenin beobachten kann. Dass selbst ein palästinensischer Journalist klagt, das Hauptproblem in Gaza sei, dass es dort zu viel Geld gebe, bleibt „unbekannt“, obwohl jeder wissen könnte, dass weder Raketen aus Sand gebastelt werden können, noch Kalaschnikows auf Bäumen wachsen.

Während internationale Organisationen über den wirtschaftlichen Schaden klagen, den israelische Siedlungen im Westjordanland für die Palästinenser anrichten, und Abbas nicht müde wird, auf der Weltbühne einen Siedlungsstopp zu fordern, nennen einfache Palästinenser ganz unverhohlen den Siedlungsbau als eine ihrer Haupteinnahmequellen. Würde Israel auf die Forderungen der PA-Führung und ihrer Sympathisanten in der Welt eingehen, wären die ersten Leidtragenden die dann arbeitslosen palästinensischen Bauarbeiter und ihre Familien.

Sowohl der israelischen Regierung als auch allen, die sich um eine Lösung des Nahostkonflikts bemühen, müssten diese Widersprüche offenkundig sein. Stellt sich die Frage, warum die offensichtliche Doppelzüngigkeit der palästinensischen Führung so widerspruchslos hingenommen wird.

Wer ist „gemäßigt“?

Da ist zum einen die Tatsache, dass der Westen einen palästinensischen Gesprächspartner braucht, um jeden Preis. Angesichts der Hamas ist die kommunistisch-diktatorische Fatah „gemäßigt“ – wie deutsche Medien bereits eine Mäßigung der Hamas in Gaza erkennen wollen, seit diese mit brutalster Gewalt gegen die Herausforderung von Seiten der noch radikaleren Salafiten vorging.

Das größte Problem könnte sein, dass die „palästinensische Straße“ vielleicht gar nicht so friedenswillig ist, wie man das in Israel, Amerika und Europa gerne sähe. Möglicherweise sind die Hamas-Bewegung und andere radikale Palästinenserorganisationen viel näher am Puls ihrer Bürger.

Aus israelischer Sicht ist es schließlich vorteilhaft, wenn potentielle Unruhestifter in palästinensischen Gefängnissen sitzen – weitab von jeglicher internationalen Kritiksucht und kostengünstiger, als in israelischen Gefängnissen. Für die Israelis ist es auch vorzuziehen, wenn palästinensische Polizisten und Soldaten gegen aufgebrachte Randalierer vorgehen, als sie selbst. Deshalb ist ein klein wenig Heuchelei und Doppelzüngigkeit durchaus von Vorteil – für alle Verantwortlichen.

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