JERUSALEM (inn) – „Der Bausektor ist ein Chaos!“ Zu diesem Schluß kommt die fünfköpfige Kommission, die den Zusammenbruch des Versailles-Festhalle vor mehr als zweieinhalb Jahren in Jerusalem, untersuchen sollte. „Die Bauindustrie in Israel ist in jeder Hinsicht unterbeaufsichtigt“, stellt der Kommissionsvorsitzende, Richter Vardi Zeiler, fest.
Am 24. Mai 2001 kamen beim Einsturz der Festhalle 23 Teilnehmer einer Hochzeitsgesellschaft ums Leben, fast 400 Menschen wurden verletzt. Der Unglücksverlauf der schlimmsten zivilen Katastrophe in der Geschichte Israels und wie der Boden unter den Füßen der Feiernden plötzlich absackte, war von Videokameras festgehalten worden. Wie es dazu kommen konnte, sollte der nach seinem Vorsitzenden auch „Zeiler-Kommission“ genannte Ausschuß ermitteln. Anfang der Woche legte er der Regierung seinen 400seitigen Bericht vor.
Die Gesetzgebung in Israel, die Planung und Bau von öffentlichen Gebäuden regelt, enthält nach Erkenntnissen der „Zeiler-Kommission“ Dutzende von Widersprüchen. Hinzu kommt nach Aussage Zeilers, der Präsident des Jerusalemer Bezirksgerichts ist, noch die Tatsache, daß die große Zahl von Regierungsstellen, die bei der Durchführung eines Bauvorhabens das Sagen haben, oftmals zu komplexen und widersprüchlichen Anweisungen führt. Zeiler: „Man muß schon ein Genie oder verrückt sein, um den chaotischen und in sich widersprüchlichen Baugesetzen einen Sinn abgewinnen zu können.“
Die Kommission schlägt die Einrichtung einer Stelle ein, die frei von Interessenkonflikten die Vereinheitlichung und Umsetzung der Baugesetzgebung überwacht. Eine ganze Reihe von Problemen im Bausektor werden detailliert dargestellt und Lösungen vorgeschlagen. Illusionslos meinte der Kommissionsvorsitzende allerdings, die Erfahrung gebe ihm wenig Hoffnung, daß die Regierung Empfehlungen des Ausschusses in die Tat umsetze. Ein wichtiger Aspekt der Kommissionsarbeit sei, das öffentliche Bewußtsein für die Problematik zu wecken.