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Barghuti: „Palästinensische Spaltung ist Verbrechen“

RAMALLAH (inn) - Die Friedensverhandlungen mit den Israelis sind gescheitert - deshalb müssten die Palästinenser Kampagnen für einen eigenen Staat starten. Diese Ansicht äußerte der in Israel inhaftierte Fatah-Führer Marwan Barghuti in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Da die Friedensdiplomatie der USA zum Stillstand gekommen sei, gebe es keine Rechtfertigung für die Spaltung zwischen seiner Fatah und der Hamas, sagte Barghuti. „Ich sehe nicht, dass es grundlegende politische Unterschiede zwischen Fatah und Hamas gibt.“ Der Palästinenser war eine führende Gestalt in den beiden „Intifadas“, die 1987 und 2000 begannen. Im Jahr 2004 wurde er zu einer fünffachen lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die Interviewfragen, die ihm Reuters über einen Anwalt geschickt hatte, beantwortete er schriftlich.

„Im Schatten des Scheiterns der Verhandlungen und der Abwesenheit eines israelischen Partners für den Frieden ist es die notwendige Strategie; zuerst die Teilung zu beenden und nationale Einheit wiederherzustellen“, fügte Barghuti hinzu. „Es gibt keine Ausrede, die eine nationale Versöhnung verhindert, vor allem angesichts der jüngsten Entwicklungen und des verdunkelten Horizonts für Verhandlungen.“

Die Spaltung bezeichnete der 50-Jährige als „Verbrechen gegen die Nation“. Er forderte die Hamas auf, wie bereits die Fatah den ägyptischen Versöhnungsplan zu unterzeichnen. Denn dann könnten die Palästinenser Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abhalten.

Auf die Frage, ob er als Präsident kandidieren würde, erwiderte Barghuti: „Wenn nationale Versöhnung erreicht ist und es eine Vereinbarung über das Abhalten von Wahlen gibt, werde ich die angemessene Entscheidung treffen.“ Im Gegensatz zur Hamas wäre der Fatah-Anhänger offen für Verhandlungen mit Israel, die zu einem Palästinenserstaat im Westjordanland und dem Gazastreifen mit Ostjerusalem als Hauptstadt führen könnten.

Doch „auf Verhandlungen zu vertrauen, war niemals unsere Wahl“, so der Palästinenser weiter. „Ich habe immer zu einer konstruktiven Mischung aus Verhandlungen, Widerstand, politischer, diplomatischer und Volksaktion aufgerufen.“ Er forderte eine „Volkskampagne“ gegen israelische Siedlungsaktivität, die Blockade des Gazastreifens, Landenteignung und den Bau der „rassistischen Trennmauer“. Wie genau diese Aktion aussehen sollte, verschwieg Barghuti jedoch.

In aktuellen Umfragen zu einer Präsidentschaftswahl räumen die Palästinenser dem Fatah-Führer gute Chancen ein – vor allem, wenn Amtsinhaber Mahmud Abbas seine Ankündigung wahrmacht und nicht mehr kandidiert.

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