RAMALLAH (inn) – Marwan Barghuti tritt mit einer eigenen Liste bei den palästinensischen Parlamentswahlen an. Mehrere führende Vertreter der Fatah-Bewegung haben sich der neuen Fraktion des in Israel inhaftierten Palästinensers angeschlossen.
Eine Stunde vor Ende der Bewerbungsfrist reichten Barghuti-Anhänger am Mittwoch die Kandidatenliste im Wahlhauptquartier in Ramallah ein. Die neue Bewegung trägt den Namen „Die Zukunft“. Zu den prominenten Vertretern gehören der Minister für Zivilangelegenheiten, Mohammed Dahlan, und Sicherheitsberater Dschibril Radschub. Auch Barghutis Ehefrau Fadwa unterstützt die Liste.
Barghuti gilt als Anführer der so genannten „Al-Aksa-Intifada“, die im Herbst 2000 begann. Er wurde wegen mehrfachen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Bei den Vorwahlen der Fatah hatte er viele Wählerstimmen erhalten. Doch Parteiführer Mahmud Abbas und seine Genossen ziehen es vor, Vertreter der „alten Garde“ als Kandidaten zu benennen. Aus Protest gegen dieses Verfahren war es in den vergangenen Tagen zu gewaltsamen Übergriffen in den Palästinensergebieten gekommen.
Der Führer der neuen Liste „Die Zukunft“ strebt einen palästinensischen Staat an der Seite Israels an. Gewalt hält er für gerechtfertigt, um Israel aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland zu vertreiben. Dies berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“.
Hamas nennt 160 Kandidaten
Am Mittwochabend gab auch die radikal-islamische Hamas die Liste mit ihren Kandidaten ab. Die bekanntesten Vertreter sind die Hamas-Führer im Gazastreifen, Ismail Hania und Mahmud A-Sahar. Wie die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma´an“ meldet, sind unter den 160 Kandidaten auch mindestens zwölf Frauen.
Insgesamt zwölf Listen
Nach Angaben des Zentralen Wahlausschusses nehmen zwölf Listen an den Wahlen teil. Zudem bewerben sich 400 Einzelkandidaten. Für die zwölf Listen stehen 66 Sitze zur Verfügung, die Einzelkandidaten konkurrieren ebenfalls um 66 Mandate. Die Wahlen sind für den 25. Januar angesetzt.