TEL AVIV (inn) – PLO-Chef Yasser Arafat drückt durch Schweigen seine Zustimmung zu „militärischen Aktionen“ gegen Israelis aus. Dies sagte Tanzim-Führer Marwan Barghouti, der in Tel Aviv vor Gericht steht, bei einem Verhör.
Wenn Arafat an einer Feuerpause interessiert sei, teile er das mit, so Barghouti. Wenn er schweige, könne man das demzufolge als grünes Licht für die Fortführung der „militärischen Aktionen“ sehen. Allerdings habe ihn der Palästinenserführer niemals um Anschläge gebeten.
Laut den Ermittlungsakten, die am Montag teilweise zur Veröffentlichung freigegeben wurden, bezeichnet Barghouti sein Verhältnis zu Arafat als „empfindlich“. Der Palästinenserführer habe ihn benutzt und geärgert, sagte der Anführer der Tanzim-Milizen, einer Untergruppe von Arafats Fatah-Partei. Zum ersten Mal habe er sich dem PLO-Chef widersetzt, als dieser nach der Liquidierung von Ra´ad Karmi, dem Fatah-Führer in der Autonomiestadt Tulkarm, „Ruhe“ forderte.
Wenn Barghouti für seine „militärischen Aktionen“ Geld brauchte, wandte er sich an Arafat, ohne den genauen Verwendungszweck zu nennen. Er habe nur den Namen des betroffenen Aktivisten und die gewünschte Summe genannt, so der Tanzim-Führer. Einem Gutachten zufolge bat der Angeklagte den PLO-Chef unter anderem um mehrere Zehntausend Schekel, um Kampfmittel zu kaufen. Er sei das Verbindungsglied zwischen Arafat und den Aktivisten gewesen.
Bei einem Verhör gestand Barghouti, zum bewaffneten Kampf aufgerufen zu haben und für alle Aktionen der Fatah verantwortlich gewesen zu sein. „Nur bewaffneter Widerstand und Anschläge, die Israel Schmerz zufügen, werden den Frieden voranbringen“, begründete er seine Aktionen. Denn nur durch Leid würden die Israelis begreifen, daß ihnen etwas fehlt, wenn es keinen Frieden gibt.
Barghouti selbst mußte sich nach eigener Ansicht an blutigen Auseinandersetzungen beteiligen, um die Sympathie der Palästinenser auf der Straße zu gewinnen. Die Haft werde ihn politisch stärken.
Der 43jährige Barghouti war im April vergangenen Jahres von israelischen Soldaten in Ramallah festgenommen worden. Er gilt als Anführer der sogenannten „Intifada“ und steht unter anderem wegen Mordes an 26 Israelis und einem griechischen Mönch vor Gericht.