TEL AVIV (inn) – Der frühere israelische Premierminister Ehud Barak hat PLO-Chef Yasser Arafat scharf kritisiert. Bei einem Kongreß in der Tel Aviver Universität am Dienstag machte der Politiker der Arbeitspartei (Avoda) Arafat für das Scheitern der Friedensgespräche von Camp David vor drei Jahren verantwortlich.
Nach dem Plan hätten die Palästinenser auf dem gesamten Gebiet des Gazastreifens und über 90 Prozent des Westjordanlands einen eigenen Staat erhalten sollen, betonte Barak in seiner Rede. Zudem habe er eine Lösung für das Flüchtlingsproblem vorgesehen. „Doch Arafat hat sich geweigert, den Vorschlag als Grundlage für Verhandlungen zu akzeptieren und sich bewußt dem Terror zugewandt.“ Der ehemalige Regierungschef fügte hinzu: „Wenn Arafat wie ein Terrorist aussieht, wie ein Terrorist spricht und sich wie ein Terrorist verhält, dann ist er bestimmt ein Terrorist.“
Unter der Lösung von zwei Staaten für zwei Völker verstehe der PLO-Chef etwas anderes als Israel, erklärte Barak. „Wenn er von dieser Lösung spricht, meint er einen palästinensischen Staat an der Seite einer toleranten israelischen Demokratie, deren demokratische Organe – durch das Rückkehrrecht, die arabische Bevölkerung im Land und die Macht der Geschichte – im Laufe der Jahre für die Gründung eines binationalen Staates genutzt werden sollen und dann schließlich für einen Staat mit einer jüdischen Minderheit.“
Der PLO-Chef erkenne die Existenz des jüdischen Volkes und des jüdischen Staates nicht an, so Barak. „Solange sich Arafat in einer Machtposition befindet und auch nur ein Körnchen Unterstützung hat, wird es kein Abkommen mit den Palästinensern geben.“
An dem Kongreß unter dem Motto „Das Scheitern von Camp David – wo haben wir uns geirrt?“ nahmen Israelis, Amerikaner und Palästinenser teil. Darunter waren auch der ehemalige US-Botschafter in Israel, Martin Indyk, und der palästinensische Philosophieprofessor Sari Nusseibeh.