JERUSALEM (inn) – Der frühere Premier Ehud Barak will es noch einmal wissen: Er bewirbt sich für den Vorsitz der Israelischen Arbeitspartei (Avoda). Die Wahl ist für Ende Mai angesetzt.
Er habe lange nachgedacht, bevor er die Entscheidung traf, schrieb Barak am Sonntag an Avoda-Generalsekretär Eitan Cabel. Seinerzeit sei er zu früh Premierminister geworden. „Ich habe viele Fehler gemacht, und meine Unerfahrenheit war zu meinem Nachteil. Die Führung ist eine gemeinsame Aufgabe und nicht die eines einzigen Mannes. Man kann keinen Erfolg haben, wenn man auf sich allein gestellt ist. In jedem Fall sind gesunder Menschenverstand, Wille und Talent allein nicht genug, um ein Land zu führen.“
Nach einem öffentlichen Aufruf von Infrastrukturminister Benjamin Ben-Elieser, der bereits als Verteidigungsminister und Parteivorsitzender gedient habe, habe er sich für die Kandidatur entschieden. Ben-Elieser hatte Unterstützung für Barak gefordert. Auch Gespräche mit vielen Avoda-Mitgliedern hätten ihn zu dem Schluss gebracht, er müsse sich einmal mehr dem Dienst an der Öffentlichkeit widmen und aus seiner Erfahrung einen Beitrag für Israels Sicherheit leisten.
Gleichzeitig macht sich Barak Hoffnungen auf den Posten des Verteidigungsministers. „Der Staat Israel, die Armee und der Verteidigungsapparat haben einen schweren Schock erlitten“, so der 64-Jährige in dem Schreiben. „Ich glaube, dass ich die Erfahrung und die Reife habe, als der nächste Verteidigungsminister des Staates Israel zu dienen.“ Dieses Amt hat augenblicklich der derzeitige Avoda-Chef Amir Peretz inne.
Auch interne Umfragen haben Baraks Entscheidung beeinflusst, berichtet die Tageszeitung „Jediot Aharonot“. Weitere Kandidaten für das Amt sind bisher Ophir Pines-Pas, Ami Ajalon, Danny Jatom und Amtsinhaber Peretz.
Mitbewerber Pines-Pas forderte Barak erneut auf, nicht anzutreten. „Er soll sich mir lieber mit einer gemeinsamen Botschaft anschließen: ‚Barak als Verteidigungsminister und Pines als Avoda-Chef‘. Diese Formel wird eine echte und vollständige Antwort auf die Bedürfnisse des Staates Israel und der Arbeitspartei liefern.“
Barak war von Mai 1999 bis Anfang 2001 israelischer Premierminister. Im Mai 2000 scheiterten seine Verhandlungen mit dem damaligen Palästinenserführer Jasser Arafat in Camp David. Am 6. Februar 2001 verlor er die vorgezogenen Neuwahlen gegen Ariel Scharon, der damals für den Likud-Block antrat. Barak zog sich nach seiner Niederlage aus der Politik zurück.