NETANYA (inn) – Israel hat gegenüber Europa ein „grundsätzliches Vertrauensproblem“. Diese Auffassung vertrat der Fraktionsvorsitzende der Israelischen Arbeitspartei (Avoda) in der Knesset, Efi Oshaya, in einem Exklusiv-Interview mit dem Informationsdienst „Israelnetz“.
In seinem Land gebe es eine anhaltende Furcht, die ganze Welt könne sich gegen Israel wenden. „Europa hilft uns nicht gerade, die Selbstsicherheit wiederzugewinnen, wenn dort zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen wird“, sagte der in Netanya lebende Politiker. Auch das Vertrauen zu Deutschland sei gestört. Oshaya kritisierte, daß die Bundesrepublik die vereinbarte Lieferung von Getrieben für den israelischen Panzer „Merkava“ weiterhin verweigere. Die Bundesregierung hatte kein Exportverbot verhängt, sondern die Lieferung im Rahmen einer sogenannten Einzelfallentscheidung gestoppt.
Wie Oshaya mitteilte, hat er die daraus resultierende Verstimmung im Verhältnis beider Staaten auch in einem Gespräch mit Bundesaußenminister Josef Fischer zum Ausdruck gebracht. In diesem Gespräch habe er zudem eine Vermittlerrolle Deutschlands im Nahostkonflikt abgelehnt.
Der Politiker betonte jedoch, wie wichtig es sei, mit Deutschland im Gespräch zu bleiben – und nicht nur mit der Regierung: „Ich wünsche mir sehr, daß junge Deutsche unser Land besuchen. Wir sehen heute aus deutscher Sicht wie ein Monster aus, das Besatzung betreibt, Explosionen verursacht. Ich möchte, daß sie die andere Seite kennenlernen. Es gibt hier Kinder und Alte, es gibt hier Menschen, die ein ganz normales Leben führen möchten. Und wir haben Nachbarn, die genau das verhindern möchten.“
Ferner übte er Kritik am Vorsitzenden seiner Partei, Verteidigungsminister Benjamin (Fuad) Ben-Eliezer. Es gebe „keinen Unterschied mehr zwischen ihm und (dem rechtsgerichteten Premierminister Ariel) Sharon“. Im Gegensatz zum Parteichef plädiert Oshaya für einen Austritt der Avoda aus der „großen Koalition“ mit dem Likud-Block von Sharon. Nach eigener Aussage befürwortet er ferner die „Räumung von Siedlungen“ sowie eine Zwei-Staaten-Lösung im Blick auf Israelis und Palästinenser.
Oshaya sprach sich jedoch für einen Rücktritt von Arafat und für eine neue Palästinenserführung aus. Nach dem Ende der „Arafat-Ära“ müsse die israelische Regierung überlegen, ob sie den Plan des saudi-arabischen Kronprinzen Abdullah ibn-Abd el-Aziz annehmen will. Der Avoda-Fraktionschef sieht darin eine „Tür zu echten Verhandlungen“, da die Saudis erstmals bereit gewesen seien, den Staat Israel anzuerkennen.
Lesen sie das ganze Interview mit Efi Oshaya auf Israelnetz/ Hintergründe.