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Avi Primor: „Westjordanland gegen Frieden“

HAMBURG (inn) – Israel könnte sich in Zukunft auch aus dem Westjordanland zurückziehen, wenn die Palästinenser keine Terroranschläge mehr verübten und sich auf den Aufbau des Gazastreifens konzentrierten. Diese Meinung vertrat der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland und jetzige Vize-Präsident der Universität Tel Aviv, Avi Primor, in einem Interview mit dem NDR.

Dass sich Israel nach dem Gaza-Rückzug auch aus dem Westjordanland zurückziehen müsste, wenn es Frieden wolle, sei „jedem klar“, so Primor. „Viele Leute glauben, dass es Dinge gibt, die noch wichtiger sind als Frieden, nämlich das Vaterland, die historische Heimat des jüdischen Volkes, auf die man nicht verzichten darf, dass diese Gebiete eine göttliche Verheißung für uns wären. (…) Aber die Mehrheit der israelischen Bevölkerung wäre schon seit geraumer Zeit bereit, auf die Siedlungen und auf die Gebiete zu verzichten, wenn sie davon ausgehen kann, dass man ihr den echten Frieden und vor allen Dingen Sicherheit bietet.“

Es müssten nicht alle jüdischen Siedlungen geräumt werden: „Es gibt Siedlungen, die man behalten kann, die sich entlang der alten Grenze befinden“, sagte Primor vergangene Woche gegenüber dem NDR. Die Palästinenser sollten seiner Meinung nach „so viel Territorium zurückbekommen, wie sie verloren haben.“ Die großen jüdischen Siedlungen sollten von Israel annektiert werden, und die Palästinenser dafür ein Gebiet „aus dem Kernland Israel“ erhalten, das ebenso groß sei.

Dieser „Territoriumaustausch“ sollte sich nach der demographischen Verteilung von Juden und Palästinensern richten, so Primor: „Dort, wo die großen Siedlungen sich befinden, wohnen eigentlich keine Palästinenser, also muss die Trennung eine demographische Trennung sein.“

Das Volk drängt Scharon zum Rückzug

Premierminister Ariel Scharon sei dazu von sich aus nicht bereit, „weil er ideologisch motiviert ist“ und auf das „Vaterland“ und die „historische, biblische Heimat“ bedacht sei. Doch auch zum Gaza-Rückzug habe ihn das Volk gedrängt, sagte der ehemalige Botschafter.

Ebenso wie die israelische Bevölkerung den Wunsch nach dem Rückzug aus dem Gazastreifen durchgesetzt habe, werde sie Scharon auch zum Rückzug aus dem Westjordanland drängen, so Primor. „Bleiben jetzt die Palästinenser ruhig, gibt es keine Terroranschläge aus dem Gazastreifen, widmen sich die Palästinenser der Entwicklung des Gaza-Streifens und nicht der Attacken gegen Israel, dann wird die israelische Bevölkerung wieder einmal Druck auf Scharon ausüben, um diesen Prozess fortzusetzen auch in dem Westjordanland.“

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