JERUSALEM (inn) – Archäologen der Israelischen Altertumsbehörde und der Universität Tel Aviv haben in der Jerusalemer Davidstadt einen kleinen Goldring mit einem roten Juwel entdeckt. Der Fund ist der zweite seiner Art innerhalb eines Jahres und verweist auf die hellenistische Periode. Diese begann 333 vor der Zeitrechnung mit Alexander dem Großen und umfasste die Herrschaft der Ptolemäer und Seleukiden. Gegen die letztere Dynastie rebellierten die Makkabäer. Die griechisch dominierte Epoche dauerte bis zur römischen Herrschaft ab Mitte des 1. vorchristlichen Jahrhunderts.
Alexander der Große führte Feldzüge durch Persien und bis nach Indien. Damit eröffneten sich neue Handelswege, entlang derer neue Materialien und kulturelle Einflüsse aus dem Mittleren und ferneren Osten nach Jerusalem gebracht wurden. Dazu gehörte eine neuartige Herstellungsart von Schmuckstücken, bei der Edelsteine, etwa Granatstein, in Gold gefasst wurden. Diese Kombination prägte den Schmuck im Land Israel bis in die byzantinische Epoche, wie Marion Sindel erklärt. Die Archäologin von der Altertumsbehörde leitet das Ausgrabungsprojekt.
Beide Goldringe wurden unweit voneinander in derselben Ausgrabungsstätte auf dem ehemaligen Givati-Parkplatz gefunden. Dieser ist zwischen der Ma’ale-Schalom-Straße und der City-of-David-Straße gelegen. Das Gelände befindet sich südlich der Altstadtmauer im Nationalpark „Mauern von Jerusalem“, der auch die Davidstadt einschließt.
Der Nationalpark beherbergt diverse bekannte biblische Stätten, wie den Hiskia-Tunnel, auch als Siloa-Tunnel bekannt; den Siloa-Teich, die Gihon-Quelle, die Stadtmauern, und das Hinnom- und das Kidron-Tal. Die Ausgrabungen dort haben „einen ganzen Kiez“ aufgetan, öffentliche und Wohngebäude eingeschlossen, wie Juval Gadot von der Hebräischen Universität ausführt.
Mädchenringe aus dem 3. bis 2. vorchristlichen Jahrhundert
Die Funde gehören zu einer Ausgrabungsschicht, die dem späten 3. oder dem frühen 2. vorchristlichen Jahrhundert zugerechnet werden. Sie stellen die Forscher vor verschiedene Fragen. Dazu gehört die Herkunft der Trägerinnen. Es könnten junge Frauen aus wohlhabenden judäischen Familien, aus der griechischen Elite oder aus einem gemischt griechisch-jüdischen Umfeld gewesen sein. Die geringe Größe der Ringe deutet darauf hin, dass sie von Mädchen getragen wurden.
Da die goldenen Ringe, wie auch ein Ohrring aus Bronze, unter dem Fußboden eines imposanten öffentlichen Gebäudes gefunden wurden, vermuten die Archäologen, dass die hochwertigen Schmuckstücke nicht beim Bau verloren gingen. Sie gehen vielmehr davon aus, dass es zu einem griechischen Ritual für junge Frauen gehörte, am Tag vor der Hochzeit wertvolle Gegenstände aus ihrer Kindheit zu vergraben.

Diese Vermutung wird durch andere Ausgrabungen in Tel Kedesch in Obergaliläa bestätigt. Dort fanden Archäologen in einem Versteck unter dem Fußboden eines öffentlichen hellenistischen Gebäudes Gegenstände, die eindeutig zum Alltag eines jungen Mädchens gehörten, sagt Archäologin Zindel. Dazu gehören eine Terracotta-Figur in der Form des Gottes Eros, wie auch Spielteile, metallene Schreibgeräte und eine Haarnadel.
Erkenntnisse über soziale Verhältnisse
Das Besondere an den archäologischen Fundstücken ist zudem, dass sie Rückschlüsse auf das Leben in Jerusalem in der griechisch dominierten Zeit erlauben. Obwohl es viele historische Quellen über die Geschichte Jerusalems in der Epoche gibt, gilt dies nicht gleichermaßen für archäologische Erkenntnisse. „Über die Größe, den Charakter und die Entwicklung der Stadt in diesen Jahrhunderten wussten wir bisher nur sehr wenig“, stellt Juval Gadot fest.
Daher erläutert Efrat Bocher, eine der Verantwortlichen des Projektes: „Dies ist das erste Mal, dass wir in Jerusalem eine so große Ansammlung von Goldschmuck aus dieser Zeit gefunden haben.“ Für jede archäologische Schicht wäre der dargestellte Reichtum sehr selten. Die hohe Zahl der Schmuckstücke zeuge von einem hohen Lebensstandard der Bewohner dieser Zeit.
Die Forscher nehmen an, dass die Bewohner in einer Beziehung zum Tempel standen, von der aber noch nicht genug bekannt sei. Es werde noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, um mit Hilfe archäologischer Funde und Methoden den hellenistischen Charakter der Stadt besser zu verstehen. Zum Beispiel können Knochenfunde Auskünfte über die Bewohner geben, da Juden der Konsum von Schweinefleisch verboten ist.
Der Direktor der Altertumsbehörde, Eli Escusido, fasst die Bedeutung der Entdeckungen zusammen: „Der Fund der Goldringe aus der Zeit des Zweiten Tempels in der Davidstadt ist ein handfester Beweis für den Reichtum, die Schönheit und Bedeutung Jerusalems, schon vor Tausenden von Jahren. Die Altertumsbehörde ist stolz darauf, die archäologischen Ausgrabungen in Jerusalem anzuführen, und der Öffentlichkeit das öffentliche Erbe des ‚Jerusalem aus Gold‘ zugänglich zu machen – nicht nur als Liedtext, sondern als historische Fakten hier unter unseren Füßen.“ Damit bezieht sich Escusido auf das Lied „Jeruschalajim schel Sahav“ von Naomi Schemer.

Die Ausgrabungsstätte des Givati-Parkplatzes ist mit 3.500 Quadratmetern eine der größten in Israel. Sie enthält archäologische Schichten aus über zehn verschiedenen Epochen, von der Zeit des Ersten Tempels bis zu den Abbasiden (750–1258 christlicher Zeitrechnung). Ebenso fanden Archäologen dort 2013 Überreste der Acra-Festung, die Antiochus Epiphanes (215–164) nach der Plünderung Jerusalems 168 vor der Zeitrechnung erbauen ließ. 2008 entdeckte eine britische Volontärin bei Ausgrabungen 264 byzantinische Goldmünzen. Vor Beginn der Ausgrabungen diente das Areal 15 Jahre lang als Parkplatz für Besucher der Klagemauer. (ndr)
5 Antworten
Glückwunsch zu den archäologischen Funden ! Das ist immer wieder schön, etwas Neues dieser Art zu lesen, die Archäologie wird noch viele Erkenntnisse und Ausgrabungen bieten…
Es kristallisiert sich immer mehr heraus, daß es jüdische Geschichte ist und nicht imaginäre palästinensische oder moslemische, wie die Antisemiten, die Islamisten, die Palischwärmer und die Israelhasser so gerne behaupten .
Eine Wahrheit ist eine Wahrheit und wird auch durch noch so üble Geschichtsklitterung und
Lüge nicht unwahr…….
Ein wunderbarer Bericht. Und hier wird wieder bestätigt,die Bibel hat Recht! Wie Klaus schon meinte: es ist jüdische Geschichte! Das kann man drehen und wenden wie man will! Ich freue mich immer über solch lehrreiche Berichte. Macht weiter so!👍👍👍
Liebe Grüße Manu
Gut, dass es Opferbräuche gab, sonst würde man sowas nicht finden. Und schade, dass man an „einschlägigen Stellen“, wie dem Felsendom und anderen geschichtsträchtigen Stätten keine Grabungen durchführen darf. Man würde sicher staunen, was dort alles liegt.
Es ist sehr berührend, wenn Dinge (wie in diesemcFall) ausgegraben werden an Stellen, auf die man selbst schon den Fuß gesetzt hatte beim Besuch der Klagemauer