GAZA (inn) – Die radikal-islamische Hamas nutzt die relative Feuerpause, um effizientere Kassam-Raketen zu konstruieren und sie auch im Westjordanland anzuwenden. Das geht aus einem Artikel auf einer Webseite der Terrorvereinigung hervor.
Unter der Überschrift „Werden sich die palästinensischen Abschreckungswaffen im Westjordanland entwickeln?“ heißt es: „Es gibt viele Anzeichen dafür, dass die Kassam-Raketen ihren Weg vom Gazastreifen ins Westjordanland finden werden und dies nur eine Frage der Zeit ist… In den vergangenen zwei Jahren sind in den Regionen von Dschenin und Nablus intensive Versuche unternommen worden, meist von den Al-Kassam-Brigaden, diesen Trend im nördlichen Westjordanland zu einer Realität zu machen – einer fortwährend ‚heißen‘ (Region) -, so dass sie (die Kassam-Rakete) in der nächsten Phase die Abschreckungswaffe wird.“
Die Hamas schreibt weiter: „Auch wenn die Anfänge noch bescheiden sind, sind sie vielversprechend. In den vergangenen Jahren ist das Westjordanland hart geschlagen worden. Als Ergebnis ist die Infrastruktur der Widerstandsgruppen stark geschädigt worden. Dennoch mindert dies nicht das Bestreben des Widerstands, ein Gleichgewicht des Terrors nach (der Errichtung) des Zauns zu erreichen.“
Raketen-Labor entdeckt
In dem Artikel erwähnt die Terrorgruppe auch, dass die israelischen Sicherheitskräfte vor einigen Monaten eine Raketen-Werkstatt entdeckt haben: „Im vergangenen Dezember war der zionistische Geheimdienstapparat überrascht, ein Labor der Hamas für die Herstellung von Kassam-Raketen in der Stadt Jamun zu entdecken, westlich von Dschenin. In dem Labor, das sich in einer Schmiede innerhalb einer unterirdischen Höhle befand, wurden Raketen hergestellt, die abschussbereit waren. Infolgedessen wurde eine Kampagne von Festnahmen gegen 15 Aktivisten der Bewegung in Silat al-Hartija und Jamun geführt.“
Der erste Versuch, im Westjordanland Kassam-Raketen abzufeuern, habe Ende 2001 begonnen. „Im Jahr 2002 wurde eine erste Kassam-Rakete auf die Siedlung (sic!) Netanja abgeschossen“, heißt es weiter. „Dadurch wurde ein Netztransformator getroffen, was zu einem mehrstündigen Stromausfall in Netanja führte. Mehrere weitere Versuche wurden in Nablus, Tulkarm und Dschenin ausgeführt.“
Nach Abzug mehr israelische Städte in Gefahr
Die Hamas fügt hinzu: „Wichtig ist jedoch, wie sich die Situation entwickeln wird, sollte sich die zionistische Armee teilweise aus den Städten des Westjordanlands zurückziehen, wenn der Zaun vollendet ist und die Widerstands(gruppen) eine Infrastruktur haben, um diese Raketen herzustellen. In diesem Fall werden Afula, Hadera, Beit Sche´an, Netanja, Tel Aviv, Jerusalem und andere Städte alle in die Reichweite der Kassam 1 fallen, und die Kassam 2 wird nicht einmal nötig sein.“
Dies werde zur Folge haben, „dass diese Rakete, die vorher von vielen mit Geringschätzung betrachtet wurde, in der kommenden Zeit als Alternativwaffe dienen wird, so wie das Selbstmordmartyrium in all den Jahren zuvor als Alternativwaffe diente“.
„Kein Mittel gegen Raketen“
Bisher seien alle israelischen Versuche gescheitert, die Raketen-Labore zu zerstören. „Die Herstellung von Kassam-Raketen hat nicht aufgehört; im Gegenteil, sie ist verbessert worden. Aus technischer Sicht hat die zionistische Armee derzeit keine Mittel, eine in der Luft befindliche Kassam-Rakete abzufangen. Die einzige Möglichkeit, das Feuer zu stoppen, ist deshalb, die Operationszellen oder die Raketen selbst zu schlagen, kurz bevor sie abgefeuert werden.“
Um einen geplanten Raketenangriff zum Scheitern zu bringen, „muss die Armee 24 Stunden am Tag und sieben Tage pro Woche Kampfhubschrauber in der Luft einsetzen. Es ist deshalb sehr lästig“.
Auch eine Sicherheitszone im Westjordanland könne hier nicht helfen, weil das ganze Gebiet zu klein sei, so die Hamas: „Die gesamte Entfernung zwischen Kalkilija und dem besetzten ‚Tel Aviv‘ ist nicht größer als 7 Kilometer. Die Entfernung zwischen Netanja und Tulkarm beträgt nicht mehr als 4 Kilometer. Ramallah und Bethlehem liegen neben Jerusalem. Die Siedlungen sind überall.“
Als Quelle für diesen Artikel diente eine englische Übersetzung des arabischen Originaltextes vom israelischen „Intelligence and Terrorism Information Center“ am „Center for Special Studies“ (C.S.S).