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Auferstanden aus Ruinen: Neue Hurva-Synagoge im jüdischen Viertel

JERUSALEM (inn) - Fast 62 Jahre nach ihrer Zerstörung durch die jordanische Armee ist die Hurva-Synagoge in der Jerusalemer Altstadt am Montag erneut eingeweiht worden. Das Gotteshaus befindet sich im jüdischen Viertel, etwa 330 Meter vom Tempelberg entfernt. Der Name bedeutet übersetzt: "Ruine".

Trotz der Entfernung hatten palästinensische Führer im Vorfeld der Einweihung zur Verteidigung der Al-Aksa-Moschee aufgerufen. Sie warnten vor „israelischen Versuchen“, das Gebäude auf dem Tempelberg zu zerstören und mit dem Bau des dritten Tempels zu beginnen. Infolge dieser Aufrufe und zusätzlicher Geheimdienstinformationen hatte die Polizei bereits am Freitag mehr als 3.000 Sicherheitskräfte in der Gegend stationiert. Des Weiteren durften muslimische Männer, die jünger als 50 sind, den Tempelberg nicht betreten.

„Tempelbaupläne sind Gerüchte“

Bei der Einweihung bemühte sich der aschkenasische Oberrabbiner Jona Metzger laut einem Bericht der „Jerusalem Post“, die Gemüter zu beruhigen: „Beachtet die boshafte Verleumdung nicht“, sagte er in seiner Ansprache. „Wir erwecken lediglich die Hurva zu neuem Leben, die vor über 60 Jahren zerstört wurde. Wir haben nicht die Absicht, den Tempel wiederaufzubauen, nicht in dieser Woche – es sei denn, der allmächtige Gott schickt ihn uns vom Himmel herab. Alle Gerüchte, die unterstellen, dass wir später zum Tempelberg marschieren werden, sind nichts als Gerüchte – ein Hirngespinst in den Medien von Antisemiten, die uns schaden wollen.“

Der Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat versicherte, Israel werde es nicht mehr zulassen, dass ausländische Mächte eine heilige Stätte der Juden im Herzen des jüdischen Viertels zerstörten. „Nur wir, die souveräne Macht in Jerusalem, wissen, wie man die heiligen Stätten aller drei großen Religionen beschützt.“

Knesset-Sprecher Reuven Rivlin ging auf die Geschichte der Hurva-Synagoge ein. Dabei las er eine poetische Beschreibung des Gotteshauses, die sein Urgroßvater vor der Zerstörung von 1948 verfasst hatte: „Von den Hügeln, die Jerusalem umgeben, erhebt sich [die Hurva]. Und wie sie sich erhebt, erinnert sie an einen Mond unter den Sternen am Himmel.“

In der Zeit ihrer Herrschaft über das Westjordanland und Ostjerusalem zwischen 1948 und 1967 hatten die Jordanier 58 Synagogen im jüdischen Viertel zerstört. Rivlin gelobte, dass solche Taten weder in Jerusalem noch in einem anderen Teil des jüdischen Staates jemals wieder vorkommen würden. „Hier werden wir weiter leben, und wir werden weiter bauen. Denn keine Macht der Welt kann uns von unserem Land entfernen.“

Aus dem US-Außenministerium wurde Kritik an den Palästinensern laut, die Spannungen angesichts der Wiedereinweihung geschürt hatten. „Wir sind zutiefst beunruhigt über Äußerungen von palästinensischen Vertretern, die das fragliche Ereignis falsch einschätzen“, teilte der Sprecher P. J. Crowley mit. „Dadurch können die Spannungen, die wir sehen, nur erhöht werden. Wir rufen alle palästinensischen Vertreter auf, einer solchen Hetze ein Ende zu setzen.“ Weiter hieß es, die USA hätten keine Einwände gegen die Einweihung an sich.

Name „Hurva“ seit 1721

Im Jahre 1701 hatte der aschkenasische Rabbi Jehuda Hassid mit dem Neubau auf den Fundamenten einer im 13. Jahrhundert zerstörten Synagoge begonnen. Nur 20 Jahre später wurde das Gebäude von Gläubigern bis auf die Grundmauern niedergebrannt, weil die Juden ihre Schulden nicht begleichen konnten. Aus diesem Grund wurde das jüdische Gotteshaus „Hurva“ (Ruine) genannt. Erst 1865 konnte es im neo-byzantinischen Stil erneut eingeweiht werden – die osmanischen Herrscher hatten ein groß angelegtes Bauprojekt bewilligt. Finanzielle Unterstützung kam von jüdischen Gemeinden in aller Welt.

Die Synagoge wurde von Persönlichkeiten wie Theodor Herzl besucht. Im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948/49 wurde sie erneut zur Ruine, diesmal durch die jordanische arabische Legion. Nach 1967 wurde das Gotteshaus als Mahnmal erhalten – es war bekannt durch einen großen Steinbogen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Hurva-Synagoge Zentrum des kulturellen und spirituellen Lebens in der Region und im jüdischen Viertel gewesen.

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