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„Atommacht Israel“

FRANKFURT (inn) - Ist Israel eine Atommacht? Hans Rühle, ehemaliger Ministerialdirektor im Bundesverteidigungsministerium, beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen Ja. In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" beschreibt er Israels Aufstieg zur Nuklearmacht, der zu einem großen Teil auf ausländischer Unterstützung beruhen soll. Darüber hinaus berichtet er über die langjährige Täuschung der USA über den Status Israels als Atommacht und versucht, das Schweigen Israels zu erklären.

Israels nukleare Geschichte begann 1952 mit der Gründung der Israelischen Atomenergie-Kommission. Für Hans Rühle steht fest: Bereits zu diesem Zeitpunkt galt das Interesse Israels der „militärischen Nutzung der Atomenergie“. Im Jahr 1957 unterzeichneten der französische Premierminister Mollet und Israel schließlich einen geheimen Vertrag über den Bau eines Schwerwasserreaktors, so Rühle. Dieser wurde ein Jahr später nahe dem Ort Dimona in der Negev-Wüste gebaut. Bis 1959 habe Frankreich den Aufbau der Anlage mit allen Kräften unterstützt. „Dutzende Wissenschaftler aus Israel wurden in französischen Atomlagern aus- und weitergebildet“, so Rühle. Offiziell wurde die Zusammenarbeit 1960 von Charles de Gaulle beendete. Einigen französischen Firmen wurde jedoch erlaubt, ihre Arbeit um den Reaktor fortzusetzten.

Ausländische Unterstützung bei der Versorgung des Reaktors mit Rohstoffen

Schon bald habe es jedoch Probleme bei der Versorgung des Reaktors mit Uranerz und Schwerem Wasser gegeben und Israel habe nach Lieferanten für diese Rohstoffe gesucht, berichtet Rühle. Im Jahr 1960 erwarb Israel mit Hilfe eines Täuschungsmanövers 20 Tonnen Schweren Wassers von Norwegen, das zur Plutoniumproduktion verwendet werden sollte. Die Regierung in Großbritannien gestand 2006, dass sie davon wusste. Darüber hinaus habe Großbritannien selbst in Hunderten Fällen mit Exportverbot belegte Materialen nach Israel verschifft, so Rühle.

Unklar: Wann wurde Israel zur Atommacht?

Rühle erklärt in seinem Gastbeitrag: „Bis heute lässt sich nicht präzise sagen, wann Israel zur Atommacht wurde. Alles spricht dafür, dass die Vorarbeiten im Herbst 1966 abgeschlossen waren.“ Dies lasse sich mit Hilfe eines Tagebucheintrags des damaligen Chefs des israelischen Rüstungskonzerns „Rafael“ belegen. Und weiter: „Ohne massive Hilfe aus dem Ausland wäre es Israel wohl kaum gelungen, innerhalb von weniger als zehn Jahren eigene Atomwaffen herzustellen“.

Washington lange Zeit ahnungslos

Washington sei der militärische Charakter der Reaktoranlagen von Dimona lange Zeit verborgen geblieben, schreibt Rühle weiter. Zunächst hätten die Amerikaner nichts von den Anlagen gewusst und später glaubten sie den Beteuerungen der Israelis, dass „Dimona“ ausschließlich zu friedlichen Zwecken erbaut wurde. Es sei wahrscheinlich, so Rühle, dass der Besitz von Atomwaffen erst im Jahr 1969 durch Golda Meir gegenüber Nixon bestätigt wurde.

Israel schweigt zu Besitz von atomaren Waffen

Auffallend sei jedoch, dass sich Israel bis heute hartnäckig weigert, seinen Status zu diskutieren und sich über den Besitz von Atomwaffen ausschweigt. Dabei sei spätestens nach den Enthüllungen des israelischen Technikers Mordechai Vanunu klar, das Israel nukleare Waffen besitze, so Rühle. Vanunu hatte in Dimona gearbeitet und Mitte der achtziger Jahre Photographien vom Innenleben des Reaktors an die Presse weitergeleitet. Wenn man die Darstellungen Vanunus über die Produktionskapazität von Dimona zu Grunde lege, dann verfüge Israel derzeit „über 150 bis 200 strategische Nuklearwaffen der Hiroshima-Kategorie (20 Kilotonnen). Hinzu kommen wahrscheinlich mehr als hundert nukleare Artilleriegranaten, möglicherweise in der besonderen Qualität von Neutronenwaffen“, erklärt Rühle.

Gründe für Israels Schweigen

Ein Indiz für das Schweigen Israels könne ein überliefertes Gespräch aus dem Jahr 1968 zwischen einem amerikanischen Regierungsbeamten und dem damaligen israelischen Botschafter in Amerika, Jitzhak Rabin, liefern. Rabin habe darin gesagt, eine Waffe sei nur dann eine Waffe, wenn sie als solche erfolgreich getestet worden sei. Ohne getestet zu sein, könne eine Waffe auch nicht in der Truppe eingeführt werden. Der Regierungsbeamte fragte nach: „Ist es Ihre Meinung, dass eine nicht öffentlich vorgestellte, nicht getestete Atomwaffe keine Atomwaffe ist?“ Rabin antwortete: „Ja, das ist korrekt.“ Rühle erwartet allerdings, dass Israel sein Schweigen brechen wird. Erste Ansätze habe es bereits gegeben. Im Jahr 1998 sagte Schimon Peres auf einer Pressekonferenz: „Israel baut eine atomare Option auf – nicht um ein Hiroshima auslösen zu können, sondern um Oslo zu erreichen.“

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