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„Assad ist gut für die Drusen“

MADSCHDAL SCHAMS (inn) - Aus Syrien kommen täglich Berichte über Gewalt gegen Demonstranten. Die Drusen im von Israel annektierten Golan allerdings halten mehrheitlich am syrischen Präsidenten Baschar al-Assad fest. Ein Grund: Sie befürchten, dass es nach einem Sturz des Herrschers noch schlimmer kommen könnte.

Viele Bewohner der Ortschaften im Golan haben Angehörige und Freunde auf der syrischen Seite der Grenze. Ein Baklava-Verkäufer aus dem Dorf Mas´ada sagt gegenüber der israelischen Tageszeitung "Yediot Aharonot": "Fast alle hier sind für Baschar, er ist gut für die Drusen."

Ein 49-jähriger Fahrer schließt sich dieser Ansicht an: "Syrien kauft unsere Äpfel, und unsere Kinder gehen in Syrien studieren. Mein Sohn studiert dort Medizin für 5.000 Dollar im Jahr. Wenn Baschar geht, wer wird dann die Äpfel kaufen? Und wo werden die Kinder studieren? Er ehrt unsere Scheichs, die dorthin kommen. Vor Baschar hatten wir Drusen in Syrien nichts zu sagen."

Verbreitet ist nach Angaben der Zeitung die Meinung, die Menschen, die bei den Demonstrationen getötet werden, hätten das Gesetz übertreten. Deshalb sei es richtig, mit scharfer Munition gegen sie vorzugehen. Arabische Fernsehsender wie "Al-Dschasira" versuchten hingegen, durch ihre Berichterstattung die Unruhen in Syrien anzuheizen. Sie ermutigten die Golfemirate, Assads Sturz herbeizuführen. "Sie zeigen Bilder von Anschlägen aus dem Jemen und sagen, dass das in Syrien aufgenommen worden sei", meint der Fahrer. "Wenn Assad stürzt, wird die Lage ähnlich sein wie im Irak. Warum beruhigt sich dort die Lage nicht?"

"Nur das syrische Volk kann Demokratie herbeiführen"

Ein 29-jähriger Druse wendet sich gegen eine Einmischung der westlichen Welt: "Wenn die USA und Großbritannien an der Seite säßen, wäre ich für die Demonstrationen. Aber jetzt, wo sich der Westen in Syrien einmischt, welche Demokratie wird daraus hervorgehen? Es wird nur eine Demokratie sein, wenn das syrische Volk Assad allein stürzt, ohne die Einmischung des Westens."

Auch ein Landwirt meldet sich zu Wort: "Die Fernsehsender sind gegen Assad, aber er wird an der Macht bleiben, ich bin sicher. Er ist nicht wie Mubarak und Ghaddafi, die Angestellte der USA und Israels waren. Nur nicht Assad austauschen. Wofür sollte man das tun? Es gibt keine Demokratie in arabischen Staaten. Es gibt einen König oder Emir. Ist das in Jordanien eine Demokratie? Ist das in Saudi-Arabien eine Demokratie? Dort ist es dem Präsidenten sogar verboten, Auto zu fahren."

Ein Restaurantbesitzer in Madschdal Schams, 50 Meter von der Grenze entfernt, sagt: "Assad wacht über die Ruhe, er mag keinen Krieg. Er hat nicht eine einzige Kugel in Richtung Israel abgeschossen. Und warum sind die Demonstrationen nur in Daraa und in Homs? Warum gibt es keine Demonstrationen in Damaskus?"

Hintergrund 
Drusen

Die Religionsgemeinschaft der Drusen ist im Jahr 1010 aus einer schiitischen Gruppierung des Islam entstanden. Offiziell wird ihr Glaube als "Din al-Tawhid" (etwa "Religion der göttlichen Einheit") bezeichnet. Von anderen Strömungen im Islam unterscheiden sich die Drusen vor allem durch die Ablehnung des Propheten Mohammed und die Ansicht, der Koran sei keine absolute Offenbarung. Zur Zeit der Gründung wurden noch Außenstehende in die Religionsgemeinschaft aufgenommen; heute ist nur ein Kind drusischer Eltern auch ein Druse. Missionsbestrebungen gibt es nicht. Praktiken und Einzelheiten der Religion sind außerhalb der Gemeinschaft kaum bekannt. Drusen leben heute hauptsächlich im Libanon und in Israel.

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