Darüber hinaus entferne sich einer von vier äthiopischen Soldaten ohne Erlaubnis aus seinem Dienst, sagte der Armeevertreter gegenüber der israelischen Tageszeitung "Ha´aretz". Zurückzuführen sei dies auf kulturelle Unterschiede und die Armut der Männer und ihrer Familien.
Für viele äthiopische Immigranten gelte die israelische Armee als ein Sprungbrett in die Gesellschaft. Gleichzeitig fühlten sie sich oft für ihre Familien verantwortlich. Es kommt laut Armee-Angaben vor, dass die äthiopischen Soldaten während ihrer Dienstzeit der Armee fernbleiben, weil sie unter anderem andere Arbeiten wahrnehmen oder Familienmitglieder unterstützen, heißt es in dem Bericht weiter. Zum Teil dienten sie eine Woche in der Armee und gingen dann eine Woche einer anderen Arbeit nach.
Im Juni dieses Jahres hatte die Armee eine Regelung erlassen, die besagt, dass eine Desertion (Fahnenflucht) mit 21 Tagen Fernbleiben von der Armee beginnt. Zuvor gab es ein 45-Tage-Limit.
88 Prozent der männlichen äthiopischen Einwanderer meldeten sich zum Wehrdienst. Damit ist die Zahl im Vergleich zu israelischen Männern mit 73 Prozent Melderate deutlich höher.
Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität
Die kulturellen Unterschiede zeigten sich vor allem in der Diskrepanz zwischen der Erwartung an die Zeit in der Armee und der Realität. Des Weiteren könnten die Eltern, die selbst nicht in der Armee gedient haben, ihren Kindern nicht die Hilfe bieten, wie Eltern, die ebenfalls im Militär tätig waren. Laut der von "Ha´aretz" zitierten Armee-Quelle seien die Soldaten zwischen "zwei Welten gefangen".
Im Jahr 2008 kündigte die Armee einen Fünf-Jahres-Plan an, der die Perspektiven für äthiopisch-stämmige Rekruten verbessern solle. Der Plan sieht beispielsweise vor, Äthiopier bereits in der Schule auf den Militärdienst vorzubereiten, Offizieren die speziellen Bedürfnisse äthiopischer Soldaten näher zu bringen oder die Familie eines Soldaten mit Kindern zu unterstützen. Die Armee wird hierbei vom Einwanderungsministerium unterstützt. Dieses will im Rahmen des Planes finanzielle Hilfe für die Rekruten und ihre Familien organisieren, bevor diese ihren Dienst antreten.
In Israel leben rund 110.000 äthiopisch-stämmige Juden, genannt Falaschmura. Ihre Vorfahren waren zwangschristianisiert worden. Schätzungen zufolge gibt es noch rund 20.000 Falaschmuras in Äthiopien.