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Archäologische Sensation: Möglicherweise älteste hebräische Inschrift entdeckt

Archäologen haben westlich von Jerusalem möglicherweise die bisher älteste hebräische Inschrift freigelegt. Grabungsleiter Jossi Garfinkel von der Hebräischen Universität Jerusalem stellte die beschriftete Tonscherbe am Donnerstag der Öffentlichkeit vor. Sie wird auf die Zeit des biblischen Königs David datiert. Diskussionen gibt es darüber, ob der Text tatsächlich auf Hebräisch verfasst wurde.

Auf der 15 mal 15 Zentimeter großen Scherbe sind fünf Zeilen in der proto-kanaanäischen Schrift zu sehen, die vor 3.000 Jahren in der Region verwendet wurde. Sie ist ein Vorläufer des heutigen hebräischen Alphabets. Möglicherweise handelt es sich um einen Teil eines Briefes. Für die Übersetzung werden die Wissenschaftler vermutlich mehrere Monate brauchen, berichtet die Tageszeitung „Jediot Aharonot“.

Freiwilliger Helfer machte den sensationellen Fund

Ein jugendlicher Volontär hatte die Tonscherbe im Juli an der Grabungsstätte Hirbet Keijafa entdeckt. Sie befindet sich nahe der israelischen Stadt Beit Schemesch. In dem Gebiet befand sich einst die Grenze zwischen den Israeliten und ihren Feinden, den Philistern. Von der Stätte aus kann man das Ela-Tal überblicken, wo sich nach biblischem Zeugnis der Kampf zwischen David und Goliath ereignete. Auch Goliaths Heimatstadt Gat lag in der Nähe.

Anhand der Karbon-14-Methode haben Wissenschaftler verbrannte Olivenkerne untersucht, die in derselben Ausgrabungsschicht gefunden wurden wie die Scherbe. Sie datierten sie auf die Zeit zwischen 1000 und 975 vor unserer Zeitrechnung – in die Regierungszeit Davids.

Grabungsleiter: „Inschrift ist hebräisch“

Garfinkel geht davon aus, dass es sich um eine Inschrift in hebräischer Sprache handelt. Bislang wurden Wörter wie „Richter“, „Sklave“ oder „König“ identifiziert, doch sie konnten noch nicht zweifelsfrei einer Sprache zugeordnet werden. Einige Gelehrte meinen, es könne sich um eine Sprache handeln, die mit dem Hebräischen verwandt ist und zu jener Zeit in der Region gesprochen wurde. Doch Garfinkel hat ein aus drei Konsonanten bestehendes Wort in der Bedeutung „machen“ ausgemacht, das nach seinen Angaben nur im Hebräischen vorkommt: „Das führt uns zu der Annahme, dass es Hebräisch ist, und damit die älteste hebräische Inschrift, die je gefunden wurde.“ Der entdeckte Text deute darauf hin, dass es zur Zeit Davids in dem Gebiet ein mächtiges Königreich gab.

Nicht alle Archäologen schließen sich jedoch Garfinkels Auffassung an. Sein Kollege Amihai Masar von der Hebräischen Universität sagte, die Inschrift sei „sehr wichtig“. Denn es sei der längste je entdeckte proto-kanaanäische Text. Doch es gehe womöglich zu weit, ihn als hebräisch zu bezeichnen. „Die Unterscheidung zwischen den Schriften und den Sprachen in jener Periode selbst bleibt unklar.“

Israel Finkelstein von der Universität Tel Aviv warnte gar vor einer „Wiederbelebung des Glaubens, dass das, was in der Bibel geschrieben steht, so genau sein wie eine Zeitung“. Nach dieser Methode seien europäische Archäologen im 19. Jahrhundert vorgegangen, die im „Heiligen Land“ nach Spuren biblischer Geschichten suchten – deren Beweggründe und Methoden seien eher romantisch als wissenschaftlich gewesen.

Rabbi: „An der Grabungsstätte befinde ich mich im Kontext der Bibel“

Die Grabung wird teilweise von der jüdischen Organisation „Foundation Stone“ (Grundstein) finanziert. Sie hofft, dass sie freiwillige Helfer an die Stätte holen kann. Der Vorsitzende, Rabbi Barnea Levi Selavan, sagte: „Wenn ich hier stehe, begreife ich, dass ich mich an den Frontlinien des Kampfes zwischen Israeliten und Philistern befinde. Ich schlage meine Bibel auf und lese von David und Goliath, und ich begreife, dass ich in dem biblischen Kontext bin.“

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