Archäologen graben Synagoge in den Golanhöhen aus

Israelische Archäologen entdecken eine antike Synagoge auf den Golanhöhen. Das Dorf war einige Zeit von Syrern bewohnt, Überreste des Gotteshauses wurden zum Bau der Wohnhäuser verwendet.
Von Israelnetz
Synagoge Golan Jehudija

JEHUDIJA (inn) – Archäologen haben Überreste einer 1.500 Jahre alten Synagoge unter einem verlassenen syrischen Dorf entdeckt. Wissenschaftler der Universität Haifa und des Kinneret-Institutes für Archäologie in Galiläa identifizierten eine nach Jerusalem ausgerichtete Mauer, sowie 150 Synagogengegenstände.

Die Fundstätte liegt im Jehudija-Naturschutzgebiet, das für seine Bäche, Schluchten und Wasserfälle bekannt ist. Es ist benannt nach dem Dorf Jehudija, das bis zur Eroberung des Gebiets durch Israel im Jahr 1967 von Syrern bewohnt war. Der Name bedeutet „Jüdisch“, nach der Staatsgründung Israels benannten es seine arabischen Bewohner in „Arabija, arabisch“ um.

Teile der Synagoge als Baumaterial für Wohnhäuser verwendet

Wie die israelische Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet, steht das Dorf seit Jahrzehnten im Fokus israelischer Forscher. Mehrere Steine und architektonische Elemente der Synagoge wurden entdeckt, weil sie in die Wohnhäuser integriert waren, doch der genaue Standort der Synagoge war unbekannt.

Der Archäologe Mechael Osband, der sowohl an der Universität Haifa als auch am Kinneret-Institut forscht, teilte mit: „Das verlassene syrische Dorf ist auf antiken Überresten gebaut. Manche Häuser hatten eine Säule in der Mitte, die als Dachstütze diente oder ein dorisches Kapitell unter einem Torbogen.“

Unter den 150 gefundenen Gegenständen befand sich auch ein Stein mit einer eingravierten Menora. Vor vier Jahren begannen Osband und sein Partner Chaim Ben-David mit einer systematischen Untersuchung des Standorts. Sie kartierten die Überreste der Synagoge und die genauen Fundstellen. „Ich hätte aber nicht gedacht, dass wir etwas finden würden“, sagte Osband.

Im Juli kehrten Osband und Ben-David für eine größere Ausgrabung zurück: „Wir fanden die südliche Wand des Gebäudes mit drei Eingängen und verschiedene architektonische Elemente, daher war klar, dass wir die Stelle gefunden hatten“, sagte Osband. „Wir beginnen wirklich gerade erst mit der Ausgrabung. Wir haben noch nicht einmal die nördliche Wand freigelegt. Ich freue mich darauf, zu sehen, was sonst noch da ist.“

Foto: Mechael Osband – University of Haifa/Kinneret Academic College
Die Überreste der Synagoge aus der Vogelperspektive

Die Forscher schätzen, dass das Gebäude etwa 13 Meter breit und mindestens 17 Meter lang war. Es wurde im Basilika-Stil erbaut, mit einer rechteckigen Struktur, zwei Säulenreihen und Bänken entlang der Wände – ein üblicher Grundriss in alten Synagogen in Israel.

Unter den entdeckten Überresten befand sich eine große rechteckige Steintafel mit Schwalbenschwanzgriffen. „In der römischen und griechischen Architektur tragen sie normalerweise eine Inschrift, aber hier gibt es nichts“, sagte Osband. Mithilfe neuer Technologien könne aber vielleicht doch noch eine Schrift identifiziert werden, die mit bloßem Auge unsichtbar ist.

Datierung ist eine vorläufige Schätzung

Laut Osband basiert die Datierung der Synagoge auf stilistischen Überlegungen der architektonischen Elemente, die keine Genauigkeit zulassen. „Stilistisch sind die Funde anderen Synagogen in der Region sehr ähnlich, die hauptsächlich vom späten 3. Jahrhundert bis zum 7. und 8. Jahrhundert (nach Christus) datieren“, erklärte der Archäologe. „Wie es bei vielen Synagogengebäuden der Fall ist, gab es wahrscheinlich unterschiedliche Bauphasen, möglicherweise beginnend in der späten Römerzeit und weiter durch die byzantinische Zeit und vielleicht ein wenig später“, fügte er hinzu. „Wir wissen es noch nicht.“

Bisher haben Archäologen die Überreste von etwa 130 alten Synagogen im Land Israel entdeckt, von denen etwa 30 auf den Golanhöhen liegen. Osband erklärte, dass zwei Faktoren wahrscheinlich zu der Fülle an Funden in der Region beigetragen haben: „Es ist ein Gebiet, in dem es eine kontinuierliche jüdische Präsenz gab, von der hasmonäischen Periode bis zu den späten byzantinischen, frühen islamischen Perioden.“ Zudem sei der Golan nicht so intensiv besiedelt worden wie andere Gebiete wie zum Beispiel in Galiläa und daher die Überreste besser erhalten.

Für den nächsten Sommer plant das Team die Fortsetzung der Ausgrabungen. „Jede Synagoge hat ihre eigene Geschichte“, erzählt Osband und erhofft sich aus den neuen Ausgrabungen auch Erkenntnisse über die Menschen, die einst in der Synagoge gebetet haben. „Wenn wir mehr freilegen, hoffen wir folgende Fragen zu beantworten: Wann wurde das Gebäude gebaut? In welchen Aspekten ist es anderen Synagogen ähnlich? Ist es einzigartig? Und was sagt es über die Gemeinschaft aus, die es gebaut hat?“ (mh)

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