RAMALLAH (inn) – PLO-Chef Yasser Arafat hat seine Bewegungsfreiheit wieder – die israelische Armee hat in der Nacht zum Donnerstag die Belagerung von Arafats Hauptquartier (Mukata) in Ramallah aufgehoben. Dutzende Palästinenser feierten den Rückzug der israelischen Truppen. Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ meldet, werden sich jedoch Einheiten der Armee aus Sicherheitsgründen noch einige Zeit außerhalb Ramallahs positionieren.
Nach einmonatiger Belagerung darf Arafat nicht nur in den Palästinensischen Autonomiegebieten, sondern auch ins Ausland reisen. Palästinensischen Angaben zufolge wird der PLO-Chef noch einige Tage in Ramallah bleiben, um dann nach Ägypten oder Jordanien zu fliegen.
Israels Premierminister Ariel Sharon schloß unterdessen nicht aus, dem Palästinenserführer nach einem Auslandsaufenthalt die Rückkehr in die Autonomiegebiete zu verweigern, falls es währenddessen zu größeren Terroranschlägen kommen sollte.
In einem Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender „CNN“ zeigte sich Arafat verärgert und wütend über Israel. Er bezeichnete das Vorgehen der israelischen Armee als „barbarisch“. Auf die Frage nach einem möglichen Frieden im Nahen Osten antwortete er: „Ich glaube, wenn es einen Willen gibt, dann gibt es auch einen Weg“.
Der Rückzug der Armee erfolgte, nachdem sechs von Israel gesuchte Terroristen, darunter auch vier Mörder des israelischen Tourismusministers Rehavam Ze´evi, in ein Gefängnis nach Jericho gebracht wurden. Arafat hatte den sechs Palästinensern Schutz in seinem Hauptquartier gewährt. Eine Auslieferung der Mörder und Terroristen war Israels Bedingung für ein Ende der Belagerung von Arafats Mukata. Die Männer sollten vor ein israelisches Gericht gestellt werden.
Sharon hatte am Sonntag einem Vorschlag der USA zugestimmt, wonach die Palästinenser in ein palästinensisches Gefängnis nach Jericho gebracht und dort von unbewaffneten Amerikanern und Briten bewacht werden sollen. Unter der Palästinensischen Autonomiebehörde ist es üblich, von Israel gesuchte Terroristen wenige Tage nach ihrer Verhaftung wieder freizulassen.
