RAMALLA (inn) – Palästinenserpräsident Jasser Arafat hat sich offenbar am Montagabend einer „kleinen chirurgischen Operation“ unterzogen. Palästinensische Quellen dementierten derweil Berichte, nach denen Arafat sein Büro zum ersten Mal seit über zwei Jahren verlassen habe, um ein Krankenhaus in Ramalla zu besuchen.
Arafat leide seit zehn Tagen an einer Grippe, er sei blass und könne sich schlecht bewegen, berichten Vertraute, die den PLO-Chef in seinem Büro besucht haben. Er klagte über starke Schmerzen im Magen und Erbrechen, teilten Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in der Nacht zum Dienstag mit.
Der 75-Jährige unterzog sich deshalb einer endoskopischen Untersuchung, bei der die inneren Organe geprüft werden. Wie die „Jerusalem Post“ berichtet, dementierten PA-Vertreter jedoch Gerüchte, nach denen diese Test im Krankenhaus von Ramalla durchgeführt worden seien. Zudem wiesen sie Berichte zurück, nach denen die PA Israel um Erlaubnis gefragt haben soll, ob Arafat sein Hauptquartier verlassen dürfe. Das israelische Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass es eine entsprechende Anfrage positiv beantwortet habe. Der PA-Minister für Zivilangelegenheiten, Dschamil Tarifi, erklärte, er habe die israelische Regierung zwar um Erlaubnis gefragt, Arafat in ein Krankenhaus zu bringen, doch dies sei kein formeller Antrag gewesen.
Der Sprecher Arafats, Nabil Abu Rudeineh, sagte nach der Untersuchung: „Präsident Arafat ist in guter Verfassung. Er muss sich jetzt erholen.“ Andere Quellen aus der PA sagen, Arafats Gesundheitszustand sei ernst. Am Wochenende war ein Ärzte-Team aus Tunesien angereist, um Arafats Grippe zu untersuchen, doch empfahlen sie, Arafat müsse in einem Krankenhaus näher untersucht werden.
Ein PA-Minister berichtete, Arafat habe zunächst geplant, sich zu einer Untersuchung ins Krankenhaus von Ramalla zu begeben. Doch dann habe es sich der PA-Präsident anders überlegt, aus Angst, Israel werde ihm anschließend die Rückkehr verweigern.
Wie der Informationsdienst „Walla“ berichtet, hat der ehemalige palästinensische Premierminister Mahmud Abbas (Abu Masen) Arafat am Montagabend in seiner Mukata besucht. Dies war das erste Gespräch zwischen beiden seit über einem Jahr. Abbas war am 6. September vorigen Jahres von seinem Posten zurückgetreten. Es handelte sich jedoch lediglich um einen „Krankenbesuch“, und es sei kein Wort über Politik gefallen, hieß es.
Arafat hat seine Mukata in Ramalla seit zweieinhalb Jahren nicht verlassen. Israel hat ihm zwar offiziell die Erlaubnis dafür gegeben, doch gleichzeitig darauf hingewiesen, dass nicht gewährleistet sei, dass er wieder zurück kehren darf. Auf dem Grundstück der Mukata gibt es eine eigene medizinische Abteilung.