RAMALLAH (inn) – Der Streit um die Verantwortung für die palästinensischen Sicherheitskräfte eskaliert weiter: Am Donnerstag verlor PLO-Chef Yasser Arafat die Beherrschung und spuckte den designierten palästinensischen Innenminister, Nasser Yussuf, an. Dieser hatte Arafat zuvor vorgeworfen, ein unfähiger Führer zu sein.
Wie die israelische Tageszeitung „Ma´ariv“ berichtet, forderte Yussuf den PLO-Chef in einer Sitzung von Führern der Fatah-Partei auf, ihm die Leitung des größten Sicherheitsapparates in der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) zu übergeben. Als sich Arafat weigerte, entwickelte sich eine heftige Diskussion zwischen den beiden Politikern.
„Alle Revolutionen in der Welt sind erfolgreich verlaufen, außer der palästinensischen Revolution“, sagte Yussuf schließlich. „Das liegt daran, daß Arafat der Führer ist.“ Darauf spuckte Arafat dem designierten Innenminister ins Gesicht und stürmte aus dem Raum.
Dies war nicht der erste Wutausbruch des PLO-Chefs. Bereits Anfang August hatte Arafat mehrere Vertreter der moslemischen Aufsichtsbehörde (Wakf) angespuckt, als diese mit ihm über die Öffnung des Tempelberges für Nicht-Moslems sprachen. Anschließend warf er sie aus seinem Amtsgebäude heraus.
Während der Sitzung sprachen sich mehrere Mitglieder des Fatah-Zentralkomitees dagegen aus, daß der bisherige Staatsminister für Innere Sicherheit, Mohammed Dahlan, auch im neuen Kabinett einen Ministerposten erhält.
Der Satellitensender „Al-Arabiya“ berichtete am Donnerstag unter Berufung auf hochrangige palästinensische Quellen, der designierte Premierminister Ahmed Qrea (Abu Ala) habe zusammen mit Arafat beschlossen, einen obersten Sicherheitsrat einzurichten. Die Leitung solle der PLO-Chef haben. Als weitere Mitglieder seien Qrea, der bisherige Finanzminister Salam Fayyad sowie Yussuf vorgesehen.
Ursprünglich hatte Qrea die Einsetzung eines „Krisenkabinetts“ geplant, das er am Sonntag dem Palästinensischen Legislativrat (PLC) vorstellen wollte. Es sollte aus sechs bis zehn Ministern bestehen. Doch da Arafat seine Zustimmung zu der Notstandsregierung zurücknahm, tritt der 14köpfige nationale Sicherheitsrat nun an seine Stelle. Er soll alle acht Zweige des palästinensischen Sicherheitsapparates kontrollieren.