Arafat: „Ich trete erst nach Staatsgründung zurück“

RAMALLA (inn) – Palästinenserpräsident Jasser Arafat ist generell bereit, seinen Posten zu räumen – allerdings erst nach der Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates. Das sagte er im Gespräch mit der arabischen Zeitung „A-Schark al-Awsat“.

„Ich bin bereit, ein Nelson Mandela zu werden“, so Arafat. „Aber nach der Gründung eines palästinensischen Staates, an dessen Spitze ich am Anfang stehen werde. Erst dann werde ich mich zum Wohl anderer zurückziehen.“ Als möglichen Nachfolger nannte er seinen engen Berater Nabil Abu Rudeineh.

Arafat gab in dem Interview zu, dass es in den Palästinensergebieten eine gewisse Anarchie gebe. Der Grund seien allerdings „die israelischen Massaker, welche die Intifada zu ihrem militärischen Charakter gedrängt haben“. Den bewaffneten Palästinenseraufstand als „Fehler“ zu bezeichnen, lehnte Arafat ab. Dies hatten in jüngster Zeit mehrere ranghohe Palästinenser getan.

Zudem wies der Palästinenserpräsident die Behauptung zurück, die arabischen Führer hätten seine Telefonnummer vergessen: „Die Kontakte werden fortgeführt – vor einigen Tagen habe ich mit dem saudischen Thronfolger telefoniert.“

Arafat griff in dem Zeitungsinterview den „rassistischen“ Sicherheitszaun um das Westjordanland an. Dadurch seien 58 Prozent der palästinensischen Ländereien enteignet worden. Auch kritisierte er „israelische Verbrechen gegen die heiligen Stätten“. Israelis tränken in der Al-Aksa-Moschee Alkohol – der für Moslems verboten ist – und ließen unter dem Vorwand „Eintritt für Touristen“ israelische Extremisten in der Moschee beten. „Was sie tun, ist ein Teil des Planes, unsere heiligen Stätten zu judaisieren und zu entweihen.“

Dass es eine Meinungsverschiedenheit mit dem palästinensischen Premierminister Ahmed Qrea bezüglich der Geberstaatenkonferenz gegeben habe, räumte Arafat ein. Er betonte jedoch, dass es zwischen ihnen keine Spannungen gebe. Ferner drückte er sein Bedauern darüber aus, dass er Qreas Vorgänger Mahmud Abbas seit seinem Rücktritt vor über einem Jahr nicht mehr gesprochen habe. Seinen Wiedereintritt in das politische Leben begrüße er.

Am Montag wandte sich Arafat zudem in einer Radioansprache an die palästinensische Bevölkerung. Dies berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“. Er schwor, dass sich die palästinensischen Kämpfer im Gazastreifen bei ihrem Kampf gegen die israelischen Truppen niemals ergeben würden. „Unsere Leute haben nie die weiße Flagge gehisst, und wir werden sie nie (…) vor der extremistischen zionistischen Aggression hissen“, sagte Arafat. „Unsere Leute im nördlichen Gazastreifen verteidigen sich stark, und Sieg wird kommen, Sieg wird kommen, was auch immer wir erleiden.“

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