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Antisemitismus-Vorwürfe auf der Frankfurter Buchmesse

FRANKFURT (inn) – Der Direktor des europäischen Zweiges des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Schimon Samuels, hat eine Liste mit angeblich antisemitischen und israelfeindlichen Publikationen veröffentlicht, die auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert wurden. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob die Bücher gegen deutsches Recht verstoßen.

In einem am Donnerstagabend veröffentlichten Brief an den Präsidenten der Buchmesse, Volker Neumann, bat das Simon-Wiesenthal-Zentrum darum, die Ausstellung dieser Bücher zu verbieten und die betroffenen Verlage auszuschließen. Samuels listete zehn Beispiele auf, die in seinen Augen antisemitisch seien und wegen Volksverhetzung von der Polizei geprüft werden müssten. Der stellvertretende Messe-Direktor Joachim Kehl teilte inzwischen mit, dass die Liste an das Landeskriminalamt weitergegeben wurde. „Wenn zensiert wird, dann nur Literatur, die gegen einen Straftatbestand in Deutschland verstößt“, so Kehl einem Bericht von n-tv zufolge.

Die arabischen Staaten sind in diesem Jahr Ehrengast der weltgrößten Bücherschau. Samuels betonte, seine Kritik ziele nicht auf die Buchmesse, und er halte es für eine „großartige Idee“, die Arabische Liga als Ehrengast einzuladen. Doch müsse eine Buchmesse immer im Zeichen der Toleranz stehen und dürfe sich nicht zum Werkzeug von Rassismus und Hass machen lassen.

Zu den von Samuels kritisierten Büchern gehört etwa „Die Sünden von Juden und Judentum“ des ägyptischen Merit-Verlages. Auf dessen Titelbild ist vor schwarz-rot-weißem Hintergrund und einem großen Davidstern ein orthodoxer Jude zu sehen, der sich verstohlen in eine dunkle Straße abwendet. Das Buch schüre Hass und verstoße gegen deutsches Recht, so Samuels. Der Verleger Mohammed Haschem wies den Vorwurf des Antisemitismus hingegen zurück. Das Werk stamme von dem israelischen Schriftsteller Israel Schahak und sei nicht antisemitisch.

Drei andere Bücher, die in Frankfurt vom ägyptischen Horus-Verlag ausgestellt wurden, riefen zur Zerstörung Israels auf, hieß es. Darunter war eines mit dem Titel „Israel wird im Jahr 2021 aufhören zu existieren“. Beigelegt ist eine CD-Rom als Lehrmaterial in der Schule.

Das libanesische Buch „Zu Ehren des großen Scheichs“ zeigte den im Frühjahr getöteten Hamas-Anführer Scheich Ahmed Jassin. Andere Werke befassten sich mit Verschwörungstheorien, wie etwa der Verwicklung Israels in die Anschläge vom 11. September 2001. Am Stand der ägyptischen amtlichen Zeitung „Al-Ahram“ gab es ein Buch, das behauptet, Israel kontrolliere die USA. Zwei ägyptische Verlage präsentierten das Buch „Die weltweiten Tentakel des Mossad“ (der israelische Geheimdienst). Der libysche Bücherstand zeigte das Buch „Isratine“ von Muamar Gadafi, in dem der Staatschef ein
Ende der jüdischen Staatshoheit fordert. Palästinensische Verlage vertrieben eine Karte, auf der Israel mit einer Grenze in Form einer sich windenden Schlange abgebildet ist.

Ein Störer unterbrach die Lesung des neuen Buches von Philipp Gessler am Forum des SPIEGEL-Magazins. Als der Historiker sein Buch „Der neue Antisemitismus“ vorstellte und auf den arabischen Antisemitismus zu sprechen kam, lief ein Mann vor die Bühne und rief, der Autor verbreite Lügen und der arabische Antisemitismus sei eine Erfindung.

Das Wiesenthal-Zentrum wurde 1977 als internationale Menschenrechtsorganisation gegründet und hat weltweit nach eigenen Angaben 440.000 Mitglieder. Es widmet sich hauptsächlich dem Kampf gegen den Antisemitismus.

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