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Antisemitismus und die ägyptische Revolution

Hetze gegen Israel und gegen Juden ist derzeit in Ägypten an der Tagesordnung. Diese Beobachtung teilte der israelische Journalist Eldad Beck am Montag in Frankfurt am Main mit. Als Korrespondent der israelischen Tageszeitung "Jediot Aharonot" war er bei den Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz in Kairo live dabei.

Ägypten ist in Umbruchstimmung. Präsident Hosni Mubarak soll gestürzt werden und die Menschen gehen auf die Straße. Sie sehnen sich danach, ihre Meinung frei und ohne Angst zu äußern, protestieren für ein besseres Leben und gegen den Polizeistaat. In den Protesten gibt es unterschiedliche Strömungen, darunter auch viele anti-israelische und antisemitische, sagte Eldad Beck bei der Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

„Das ist das Ende aller Juden“, steht in arabischer Sprache auf den Plakaten einiger Demonstranten. Eldad Beck zeigte Fotos der Kundgebung. Er berichtete von einer Wende im Revolutionsprozess in Ägypten. Bis zum 31. Januar richtete sich der Protest der Massen nur gegen Präsident Mubarak, doch an diesem Tag kippte die Stimmung und während der Millionen-Demonstration wurden Stimmen laut wie „Mubarak, wir haben gewonnen, du sollst nach Israel gehen“ laut.

Mubarak als „Agent Israels“

Diese Äußerungen kamen aus unterschiedlichen sozialen Schichten vom Arbeiter bis zum Intelektuellen. Die Demonstranten bezeichnen den Präsidenten als „Agenten Israels“. Beck berichtete jedoch, Mubarak sei während seiner Amtszeit nur einmal in Israel gewesen – 1995 bei der Trauerfeier für Premierminister Rabin – und habe alles gegen eine Normalisierung des Verhältnisses zwischen Israel und Ägypten getan. Erst in den letzten Jahren habe es eine Besserung des poltischen Verhältnisses gegeben, doch nur, weil es die wirtschaftlichen Umstände erforderten.

Die Verteufelung und die Hetze gegenüber Mubarak als Verbündetem Israels ist groß. Nicht alle Ägypter teilen diese Einstellung, doch der Hass gegenüber Israel ist derzeit allgegenwärtig. Der Journalist erzählte, dass der Antisemitismus in Ägypten in den vergangenen 30 Jahren durch Literatur, Musik und Filme gefördert wurde.

Die führende Opposition in Ägypten habe, laut Beck, versäumt, sich gegen die antisemitische Stimmung zu stellen. Setzten sich die Oppositionellen nun gegen die antisemitische Haltung des Volkes ein, würden sie als pro-israelisch beschimpft. Diese Feindlichkeit gegenüber Israel und den Juden bezeichnet der Korrespondent als Krankheit, die überall in den arabischen Staaten zu Hause sei und die es zu bekämpfen gelte.

Keine Demokratie ohne Ende der Hetze

„Wir erleben Geschichte“, sagte Beck. Bereits im Januar hatte das Volk in Tunesien seinen Präsidenten gestürzt. Dort war die Haltung der Demonstranten weniger antisemitisch, berichtete Beck, der sich in dieser Zeit auch dort aufhielt. „Was in Tunesien die Jasmin-Revolution war, ist in Ägypten die Foto-Revolution“, erläuterte er. Die Menschen dokumentieren alle Geschehnisse mit der Kamera. Es sei eine junge Revolution, denn überall auf den Straßen sind auch Kinder unterwegs und die Demonstranten organisieren sich via Internet.

Eine Demokratie entstehe nicht über Nacht. Wenn sich in Ägypten eine Demokratie herausbilde, bedeute das für die Menschen, dass sie beginnen müssten, Verantwortung zu übernehmen. Eldad Beck sagte, dass das arabische Land als Voraussetzung dafür aufhören muss, Israel und den Juden die Schuld in die Schuhe zu schieben.

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