BEIT EL (inn) – Ein Aktivist der radikal-islamischen Hamas muß sich seit Donnerstag vor dem Militärgericht in Beit El wegen der Vorbereitung und Koordinierung eines Selbstmordattentats im Mai in Jerusalem verantworten. Zudem wollte der 25jährige offenbar Konditoreiprodukte in Beit Shemesh vergiften.
Einem Bericht der Zeitung „Yediot Ahronot“ zufolge handelt es sich bei dem Angeklagten um Samar Alatrash, der seit Juli 1999 zu einer Hamas-Einheit in Hebron gehört. Der Palästinenser lebt im Stadtteil Shuafat im Norden Jerusalems und hat einen israelischen „blauen Ausweis“, der ihm Bewegungsfreiheit in Israel garantiert.
Aufgrund seiner Ortskenntnis wurde Alatrash beauftragt, in der israelischen Hauptstadt Informationen für seine Einheit zu sammeln. So brachte er in Erfahrung, welche Busse der israelischen Gesellschaft „Egged“ besonders gut besetzt sind und welche Orte sich für die Entführung von Soldaten eignen. Er trug auch Informationen über Knesset-Abgeordnete und andere hochstehende Persönlichkeiten zusammen.
Anschließend erwarb Alatrash in der Jerusalemer Altstadt Gegenstände, die zur Ausstattung eines religiösen Juden gehören, darunter vier Schaufäden (Ziziot), zehn Kipot und eine Silberkette mit einem Davidstern als Anhänger. Zudem besorgte er eine Busfahrkarte für den Selbstmordattentäter, heißt es in der Anklageschrift. Nach jeder Expedition erhielt er bis zu 300 Euro als Belohnung.
Am 17. Mai, einem Samstag, traf er sich mit dem Attentäter, einem 19jährigen Studenten aus Hebron. Dieser übernachtete bei Alatrash. Am nächsten Morgen zog er sich mit Hilfe seines Gastgebers die Kleidung eines orthodoxen Juden an und befestigte einen Sprengstoffgürtel an seinem Körper. Alatrash brachte den jungen Mann zu einer Haltestelle im nahegelegenen Stadtteil French Hill und forderte ihn auf, in den nächsten Bus zu steigen und sich in die Luft zu sprengen. Anschließend kehrte er nach Hause zurück.
Der Attentäter riß sechs Israelis und einen Palästinenser mit in den Tod. 20 weitere Menschen wurden verletzt. Am Vorabend hatten sich der israelische Premier Ariel Sharon und sein palästinensischer Kollege Mahmoud Abbas zum ersten Mal zu offiziellen Gesprächen getroffen.
Der Anklageschrift zufolge hatte Alatrash zudem geplant, mit einem Kameraden Lebensmittel in einer Konditorei in Beit Shemesh zu vergiften. Einer der beiden Hamas-Aktivisten arbeitete dort. Auch wollten sie während einer Veranstaltung in einem Festsaal im Kibbuz Tzor´ah nahe Beit Shemesh einen Anschlag verüben. Attentate mit Autobomben und die Entführung israelischer Soldaten waren ebenfalls beabsichtigt.