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Amtseinführung von Uwe Gräbe als Propst

Am Sonntag Kantate wurde Pfarrer Dr. Uwe Gräbe als neuer evangelisch-lutherischer Propst in Jerusalem in sein neues Amt eingeführt. An der Einsegnung in der Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt nahmen der deutsche Auslandsbischof der EKD, Rolf Koppe, der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (ELCJHL), Dr. Munib Jounan, und der bayerische Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in seiner Funktion als Beauftragter des EKD-Ratsvorsitzenden für den Nahen Osten teil.

Unter den Besuchern bei dem festlichen Einführungsgottesdienst und einem anschließenden Empfang waren hochrangige Vertreter der Bundesrepublik Deutschland von den diplomatischen Vertretungen aus Tel Aviv und Ramallah, sowie verschiedener politischer Stiftungen angereist. Die Stadt Jerusalem hatte den Berater des Bürgermeisters in christlichen Fragen, Motti Levi, zu der Feier am 14. Mai entsandt.

Ungebetener Gast: Mordechai Vanunu

Israels Atomspion Mordechai Vanunu, der zum Christentum konvertiert ist und bei seiner Freilassung vor zwei Jahren für weltweites Aufsehen sorgte, bekennt sich jetzt zur lutherischen Gemeinde in der Jerusalemer Altstadt. Er darf aufgrund eines Gerichtsbeschlusses das Land nicht verlassen, wohnt im anglikanischen St. Georges-Konvent und sorgte als eher ungebetener Gast am Rande für Aufregung unter den deutschen Kirchenvertretern, vielleicht deshalb, weil er trotz höchstrichterlichen Verbots keine Scheu zeigte, sich mit ausländischen Journalisten zu unterhalten und fotografieren zu lassen.

Auffallend war, dass im Gegensatz zu früheren Amtseinführungen des deutschen Propstes keine ranghohen Vertreter anderer Kirchen erschienen waren. Sollte es etwa so sein, dass die ökumenische Gemeinschaft vielmehr den palästinensischen Bischof als Vertreter der Kirche im Heiligen Land wahrnimmt als den EKD-Gesandten? Es gibt Stimmen, die dies beobachten wollen. Somit wirft ein seit Jahren schwelender Machtkampf zwischen dem deutschen Propst und seinem Amtsbruder von der ELCJHL einen Schatten über die Amtseinführung von Dr. Gräbe.

Bischof Friedrich, der selbst von 1985 bis 1991 die Jerusalemer Propstei geleitet hatte, bezeichnete das Amt des Propstes an der Jerusalemer Erlöserkirche dennoch als „das schönste, das die EKD zu vergeben hat“. Er brachte den Spagat, den ein deutscher Propst in Jerusalem auszuhalten hat, auf den Punkt: Die Solidarität gegenüber Juden und Israel, „die uns Deutschen inzwischen Gott-sei-Dank selbstverständlich ist“ einerseits, und die Solidarität „mit den Schwestern und Brüdern in Palästina, mit denen wir eine lange gemeinsame Geschichte haben“ andererseits.

Wer ist Uwe Gräbe?

Uwe Gräbe hat in Québec/Kanada, Münster, Jerusalem und Heidelberg katholische und evangelische Theologie, sowie Judaistik studiert. 1998 hat er mit einer Studie über „Kontextuelle palästinensische Theologie. Streitbare und umstrittene Beiträge zum ökumenischen und interreligiösen Gespräch“ an der Universität Heidelberg „Summa cum laude“ promoviert. Für seine Forschungen hat er sich in den 90er Jahren mehrfach zu Studienaufenthalten in Bethlehem im Zentrum des palästinensischen Befreiungstheologen Pfarrer Dr. Mitri Raheb aufgehalten.

Außerdem hat Gräbe an der völlig neu überarbeiteten 9. Auflage des Standardwerkes für den christlich-jüdischen Dialog „Was jeder vom Judentum wissen muss“ mitgearbeitet, weshalb die EKD in einer Presseverlautbarung im Dezember vergangenen Jahres lobend erwähnte, dass „er sowohl mit jüdisch-christlichen Traditionen als auch mit dem theologischen Denken palästinensischer Christen vertraut“ sei.

Nach dem Vikariat im Oldenburgschen Rastede wurde Gräbe zum evangelischen Pastor ordiniert, um dann nach der Unterbrechung für die theologische Doktorarbeit 1999 eine Pfarrstelle in Edewecht zu übernehmen. Als Mitglied der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und seit 2003 auch der 10. Synode der EKD widmet er sich besonders theologischen und liturgischen Fragen, sowie den Anliegen der Diakonie, Mission und Ökumene.

Uwe Gräbe ist verheiratet mit Nilar-Cynthia, geborene Maw, die aus Burma stammt, und hat einen fünfjährigen Sohn namens Jonathan. Der neue Propst entspannt sich nach eigener Aussage am besten „bei einem guten Glas Rotwein und einem ebenso guten Science-Fiction“.

Die offizielle Amtszeit von Propst Gräbe, der im Juni seinen 41. Geburtstag feiern wird, ist vom 1. Mai 2006 bis zum 30. April 2012. Danach besteht die Möglichkeit einer Verlängerung um drei Jahre. Sein Vorgänger, der württembergische Theologe Martin Reyer, hatte das Amt des evangelischen Propstes an der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche in Jerusalem seit Oktober 2001 bekleidet und trat im vergangenen Jahr aus persönlichen Gründen vorzeitig zurück.

(Bild: Johannes Gerloff)

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