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Amos Oz sieht baldiges Abkommen mit Palästinensern

JERUSALEM (inn) - Israel stehe kurz vor einem Abkommen mit den Palästinensern, davon ist der bekannte israelische Schriftsteller Amos Oz überzeugt. Dies sei unter anderem der Grund dafür, warum er sich an der Gründung einer neuen linksgerichteten Partei beteiligt hat. In der aktuellen Zeitung "Die Zeit" erklärte Oz, warum er dennoch kein hohes Amt in der Politik übernehmen werde.

Die Arbeitspartei sei „am Ende ihrer historischen Mission angelangt“, so Oz zur Frage, was ihn zur Gründung einer neuen Partei geführt habe.“Sie war in den vergangenen Jahren nur mehr ein ständiger Junior-Partner in jedweder zentristischen oder rechten Regierungskoalition. (…) Was wir brauchen, ist eine neue sozial-demokratische Partei. (…) Eine große Wählerschaft sehnt sich nach etwas Neuem“ Seine Partei könne „junge Idealisten“, die bisherigen Nichtwähler und die Anhänger der Grünen Partei in sich vereinen, hofft Oz.

Der prominenteste Schriftsteller Israels wurde 1939 in Jerusalem geboren. Er studierte Philosophie und Literatur und kämpfte 1967 im Sechstagekrieg und 1973 im Jom-Kippur-Krieg mit. Er lebt mit seiner Frau in Arad in der Negev-Wüste. Die neue Partei will eine neue linke Bewegung sein, die an die Stelle der Arbeitspartei treten will. Am 6. Dezember wird sie sich offiziell konstituieren.

Ein hohes politisches Amt wolle er jedoch nicht einnehmen, so Oz. „Ich habe ein physisches Handicap. Ich bin unfähig, die Wörter ‚kein Kommentar‘ auszusprechen. Wie kann ich da Politiker sein wollen!“ Stattdessen wolle er „schreiben und reden“. „Wenn alle Schriftsteller in die Politik gingen, dann fingen die Politiker an, Romane zu schreiben. Und das wäre das Ende der Zivilisation.“

„Zeit der sozialen Solidarität vorbei“

Allerdings vermisse er „klare Führungsqualitäten“ in der israelischen Politik. „Dazu gehört der Mut, unpopuläre Dinge zu sagen. (…) Die Menschen wollen keine höheren Steuern bezahlen oder das Westjordanland aufgeben, aber sie wissen, dass es nötig ist.“

Viele Israelis sehnten sich zudem nach einer „Atmosphäre von sozialer Solidarität“ zurück, „wie sie einmal geherrscht hat“. Jahrelang sei Israel für andere Länder Modell gewesen, und Europäer hätten sich die Kibbuzim und die Gewerkschaften (Histadrut) angesehen. Damals habe es zumindest die Absicht gegeben, eine relativ gerechte Gesellschaft zu gründen. „Damit ist es vorbei“, so Oz. „Dieses Vakuum aber muss unbedingt gefüllt werden.“

Die Regierungspartei Kadima sieht Oz bei den wichtigsten Fragen als ebenso gespalten an wie die israelische Gesellschaft. „Kadima ist sehr schnell gealtert und stellt sich als eine seltsame Hybride heraus. Diese Partei hat ihre Tauben und Falken.“

Der Grund, warum sich der Schriftsteller gerade jetzt in einer eigens gegründeten Partei engagieren will, liege darin, dass Israel „kurz vor einem Abkommen mit den Palästinensern“ stehe. „Wir waren noch nie so nahe dran. Es befindet sich in Reichweite. (…) Die große Mehrheit der israelischen Juden und auch der palästinensischen Araber weiß, dass es am Ende des Tages eine Zwei-Staaten-Lösung geben wird. Werden sie damit glücklich sein? Nein.“

Angesichts der Kassam-Raketen, die seit dem israelischen Rückzug aus Gaza im Sommer 2005 auf israelische Städte abgefeuert werden, sieht Oz auch „ein reales Hindernis für den Frieden“. Retrospektiv betrachtet hätte der Abzug aus Gaza Teil eines umfassenden Abkommens mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sein sollen, findet der Schriftsteller.

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